KPCh: Eine Reise von 100 Jahren begann im Jahre 1921 in Shanghai

2021-06-28 09:00:00

Die VR China kann demnächst auf ein ganz besonderes Datum blicken: In Kürze wird es 100 Jahre her sein, dass die Kommunistische Partei Chinas in der „französischen Konzession“ in Shanghai gegründet wurde. Ein Ereignis, das außerhalb der beteiligten Kreise wohl wenig wahrgenommen wurde. Ein Ereignis, von dem man damals kaum ahnen konnte, welche weichenstellende Bedeutung es für den weiteren Verlauf der chinesischen Geschichte haben würde. Denn: Umstände und Lage Chinas waren wenig dazu angetan, mit großen Erwartungen und überhaupt mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Den großen Rahmen bildete eine Epoche, die in China als „Jahrhundert der Schande“ bezeichnet wird. Dieses begann mit der von England 1842 mit Waffengewalt erzwungene Öffnung chinesischer Häfen für britisches Opium. Es war der Anfang einer Zeit der Demütigung Chinas aufgrund Fremdbestimmung durch koloniale Mächte, aufgrund von mit militärischen Drohungen herbeigeführter Knebelungsverträge wie etwa die Einverleibung des chinesischen Hongkongs durch die Briten. Alltäglicher Ausdruck dieser Demütigung war auch der Umgang der neuen „Herren“ mit dem chinesischen Volk, vor allem in Shanghai. Diese Stadt hatten die Briten als ihren Vertragshafen auserkoren. Den Briten folgten die Franzosen, dann die US-Amerikaner und die Japaner. Man richtete eigene Enklaven in der Stadt ein („Konzessionen“), genoss rechtliche und wirtschaftliche Privilegien und degradierte die rechtmäßigen „Herren“ Chinas zu Bürgern zweiter Klasse. Besonders berüchtigt war etwa ein Schild am Eingang des Huangpu Parkes, das den Zutritt nur Ausländern gestattete, Chinesen damit vom Besuch ausschloss.

In eine solche trübe Zeit fiel also der Gründungsakt der Kommunistischen Partei Chinas. Und mit diesem Akt war auch nur ein erster Schritt einer langen, beschwerlichen Reise, bis es über Bürgerkrieg und opferreichem Befreiungskampf gegen die japanischen 1949 unter Führung der KPCh zur Gründung der Volksrepublik China kam. Aber der Weg blieb zunächst weiter steinig. Während das bedeutende, große „Reich der Mitte“ um 1820 einen Anteil an der Weltwirtschaftsleistung von über 30 Prozent hatte, war dieser Anteil 1950 nach kolonialer Ausbeutung, Besatzung, Bürgerkrieg und Befreiungskampf auf gerade einmal 5 Prozent geschrumpft. Jedoch: China hat sich aus dem Zustand der Schwäche erhoben wie der mythologische Vogel Phoenix aus seiner Asche - zu neuer Kraft und Herrlichkeit. Namentlich seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik vor mehr als 40 Jahren hat China einen Aufschwung erlebt, der geradezu „märchenhafte“, zumindest in der Weltgeschichte beispiellose Züge hat. Welche Kraft und Vitalität das Land entwickelt hat, zeigt sich gerade in diesen Zeiten der Pandemie, die weite Teile der Welt in eine Starre versetzt hat. China hat dagegen diese Pandemie im eigenen Land umgehend mit großer Energie und Entschlossenheit bekämpft, sodass selbst im Krisenjahr seine Wirtschaftsleistung um 2,3 Prozent (gegenüber einem weltweiten Rückgang um 4,2 Prozent) gestiegen ist und im ersten Quartal 2021 ein kaum fassbares Wachstum von 18,3 Prozent zu verzeichnen war. Parallel zu dem inneren wirtschaftlichen „Gesundungsprozess“ hat China weltweit massive Hilfeleistung zur Pandemiebekämpfung betrieben und praktiziert dies weiterhin. Neben Schutzausrüstungen und medizinischem Hilfsgerät stellte und stellt man mehr als 80 Ländern der Welt (darunter vielen Entwicklungsländern) und mehreren internationalen Organisationen bitter nötiges Impfserum und Spritzen zur Verfügung. Flankierend hat man Expertenteams und medizinisches Personal entsandt - ein sehr praktisches Beispiel für das Bekenntnis von Staats- und Parteichef Xi Jinping zu einer alle Grenzen überschreitenden menschlichen Gemeinschaft mit geteilter Zukunft.

Besonderer Ausdruck der globalen Verantwortung Chinas ist auch der weitere Ausbau der Seidenstraßeninitiative und der mit ihr verbundenen Investitionen in den Bau von Straßen, Bahnstrecken, Häfen, Pipelines, Energienetzen und Glasfaserleitungen. Ihr gerade in pandemiebedingt wirtschaftlichen Stagnationszeiten besonders wichtiges Ziel ist es, die Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum in weniger entwickelten Ländern und Regionen zu schaffen, neue Märkte zu erschließen und den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Austausch zu verstärken. Seit Vorstellung der Initiative 2013 hat China Kooperationsvereinbarungen mit 140 Ländern und 31 internationalen Organisationen unterzeichnet und eine große Zahl von einzelnen Kooperationsprojekten durchgeführt. Gerade das Pandemiejahr 2020 hat dokumentiert, wie hilfreich vertrauensvolle Zusammenarbeit und wechselseitige Hilfeleistung der Kooperationspartner waren. Was Deutschland betrifft, so profitierten ins besonderem Maße Hamburg und Duisburg von der Initiative. „Für Duisburg bedeuten die enge Verbindung zu China und der boomende Hafen Hoffnung“ – formulierte etwa die Nachrichtensendung „Tagesschau“ des staatlichen deutschen Fernsehens. Und dass die Seidenstraßeninitiative als Motor der konjunkturellen und infrastrukturellen Entwicklung Asiens, Europas und Afrikas weiter im besonderen Fokus Chinas stehen wird, hat erst jüngst Xi Jinping wieder auf dem diesjährigen Boao-Forum deutlich gemacht, wobei er als weiteren Schwerpunkt die Bildung einer engen Partnerschaft für grüne Entwicklung, grüne Infrastruktur, grüne Energie und einer ökologisch geprägten Finanzwirtschaft nannte. Dabei fügt sich diese ergänzende Akzentsetzung nahtlos in einen weiteren zentralen Punkt der chinesischen Politik ein, den Klima- und allgemein Umweltschutz. Hier gehörten Präsident Xi Jinping im vergangenen Herbst die Schlagzeilen der Weltpresse, als er vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündete, sein Land wolle seine Klimaziele verschärfen: „Unser Ziel ist es, den Höhepunkt der CO2-Emissionen vor 2030 zu erreichen und CO2-Neutralität vor 2060“.

Und neben all den genannten Erfolgsbilanzen soll ein weiteres beeindruckendes Ergebnis des 100jährigen Weges nicht vergessen werden, das in besonderem Maße dokumentiert, wie sehr dieser Weg am Wohle jedes einzelnen Menschen orientiert ist. Ende vergangenen Jahres konnten zahlreiche Medien vermelden: „China hat einen Meilenstein bei der landesweiten Ausrottung extremer Armut weltweit gesetzt. Nach acht Jahren nachhaltiger Arbeit konnten alle 832 besonders armen Kreise aus der Armutsliste gestrichen werden. Beinahe 100 Millionen Menschen wurden aus der Armut geholt, das sind stündlich etwa 1.500. China hat ein geschichtliches Wunder vollbracht und die Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen vorzeitig erreicht, und zwar um 10 Jahre.“ Dies alles markiert eine Bilanz, die historisch einmalig ist, und die sich die Gründer der KPCh nicht einmal hätten träumen lassen. Zugleich eine Bilanz, auf die ganz China und darunter die nahezu 92 Mio. Mitglieder der KPCh sehr stolz sein können. In diesem Sinne bleibt nur zu sagen: Ein herzlicher Glückwunsch und – „Auf die nächsten 100 Jahre!“


Dr. Michael Borchmann

Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten

Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.

Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China

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