US-Außenminister Antony Blinken hat am Montag am Treffen der Außenminister der G7-Gruppe in London teilgenommen und dabei seine Absichten nicht verhehlt, sich mit Verbündeten zur Eindämmung von China und Russland zusammenschließen zu wollen. Diese Stellungnahme ist im Kontext der ersten hundert Tage der Biden-Regierung zu verstehen und verdeutlicht die Neujustierung der diplomatischen Strategie der USA.
Einerseits unternehmen die USA ihren traditionellen Verbündeten in Europa gegenüber immer wieder Annäherungsversuche in der Hoffnung, dass diese eine wichtige Rolle für ihre Intervention und die Unterdrückung Chinas spielen könnten. Auf der anderen Seite beschleunigen die USA selbst die Integration globaler strategischer Ressourcen. Erst vor kurzem hat Blinken die Wende in der globalen US-Strategie klar benannt: Rückzug aus Afghanistan und Fokussierung auf China. Mit dem Beginn des Abzugs der letzten US-Truppen aus Afghanistan am 1. Mai hat dieser strategische Wandel bereits begonnen.
Wie vorherzusehen war, folgt nun eine Neuauflage der US-amerikanischen Interventions-Show in der pazifischen Region. Selbst zwei Jahrzehnte Krieg in Afghanistan haben es mit all ihren negativen Auswirkungen nicht vermocht, die Vereinigten Staaten wachzurütteln. Die amerikanische Nachrichtenagentur AP zog folgende Bilanz für den bisher längsten US-Krieg: Mehr als 2.400 gefallene US-Soldaten und Kosten in Höhe von 2,26 Billionen US-Dollar. Das Ergebnis: Eine schrumpfende US-Wirtschaft, eine wachsende soziale Kluft und eine nur schwer zu heilende politische Polarisierung. Insgesamt sei die nationale Stärke der Vereinigten Staaten angeschlagen, wie es in dem entsprechenden AP-Kommentar weiter hieß.
Zum Amtsantritt der neuen US-Regierung gab es weit verbreitete Bedenken, wie sie die geteilte Nation regieren würde. Hundert Tage später lautet die Antwort: Die Vereinigten Staaten sind bereits auf dem Weg in den pazifischen Raum und ziehen Verbündete hinzu, um einen neuen Akt der Intervention zu beginnen.
Nach wie vor unter dem Vorwand der „Menschenrechte“, der „Demokratie“ und der „Freiheit“ hat die US-Seite immer wieder die „Karten“ Hongkong, Xinjiang und Taiwan ausgespielt, um sich mit Verbündeten zusammenzuschließen und Druck auf China auszuüben.
Gleichzeitig duldete der selbsternannte „Umweltschützer“ USA ironischerweise Japans Entscheidung, nuklear belastetes Wasser ins Meer zu leiten. Dies steigert nicht nur die Mitschuld der Vereinigten Staaten an der weltweiten Umweltzerstörung, sondern lässt die Welt auch klar erkennen, wie egoistisch und kurzsichtig amerikanische Politiker sind, wenn es um sogenannte geopolitische Interessen geht.
Die Geschichte ist ein Spiegel. Die USA mühen sich seit Jahrzehnten im Nahen Osten ab und stecken in einem Debakel fest. In Asien ist es noch riskanter, sich in die Innenpolitik eines widerstandsfähigen und mächtigen Landes wie China einzumischen. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger warnte kürzlich, dass ein angespanntes Verhältnis der USA zu China „das größte Problem für die Vereinigten Staaten und das größte Problem für die Welt“ sei. Wenn dieses Problem nicht gelöst werde, würden sich die resultierenden Risiken auf die ganze Welt ausbreiten, so Kissinger.