Am Mittwoch haben der chinesische Staatspräsident Xi Jinping und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ein gemeinsames Telefonat geführt. Während des Telefonats betonte Xi Jinping, dass die chinesisch-europäischen Beziehungen vor neuen Entwicklungschancen, aber auch vor verschiedenen Herausforderungen stünden. Der Schlüssel liege darin, die korrekte Ausrichtung und den Grundton der Entwicklung der Beziehungen zwischen China und der EU aus einer strategischen Perspektive zu erfassen, sich gegenseitig zu respektieren und Störungen auszuschließen. Merkel sagte ihrerseits, die Stärkung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Europa und China liege nicht nur im Interesse beider Seiten, sondern sei auch für die Welt von Vorteil. Deutschland sei bereit, eine aktive Rolle in diesem Sinne einzunehmen, so Merkel weiter.
Die Europäische Union hatte Ende März unter Berufung auf die sogenannte Xinjiang-Frage Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen aus China verhängt. Die zugrundeliegenden Vorwürfe fußen jedoch auf Lügen und Falschinformationen. China erließ daraufhin Gegensanktionen gegen Einzelpersonen und Einrichtungen der Europäischen Union. Dies hat zu Verwerfungen in den Beziehungen zwischen China und der EU geführt. Betrachtet man jedoch die bilateralen Beziehungen im breiteren Sinne, sowohl in Bezug auf die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit als auch bezüglich der Wahrung des Multilateralismus auf internationaler Ebene, dann werden die gemeinsamen Interessen Chinas und Europas nicht kleiner, sondern größer. Der Grundton der Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten bleibt nach wie vor unverändert.
Trotz bestehender ideologischer, historischer und kultureller Unterschiede teilen China und Europa in vielen Bereichen eine Vielzahl von Interessen. So unterstützt China ausdrücklich eine vereinte Eigenständigkeit und strategische Autonomie Europas. Überdies teilen beide Seiten identische oder zumindest vergleichbare Positionen hinsichtlich der Wahrung des internationalen Musters des Multilateralismus und des internationalen Systems mit den Vereinten Nationen als Kern. Darüber hinaus treten China und die EU gemeinsam dafür ein, den Klimawandel aktiv anzugehen, während sich die wirtschaftliche und handelspolitische Win-Win-Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten tiefgreifend entwickelt hat. Nicht zuletzt ist die Volksrepublik im Jahr 2020 zum ersten Mal zum größten Handelspartner der EU geworden. All dies hat eine solide Grundlage für den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten geschaffen. Der portugiesische Geschichtswissenschaftler Rui Lourido plädiert dafür, dass Europa in seinen Beziehungen zu anderen Ländern pragmatischer und weniger ideologisch sein sollte. Demnach sollten die jeweiligen Stärken ergänzt und eine reibungslose Interaktion zwischen beiden Seiten etabliert werden. Das Ziel müsse stets darin bestehen, die gemeinsamen Herausforderungen der Menschheit zu bewältigen.