Eine halbe Million – das ist die Zahl der Gesamtbevölkerung der US-Stadt Alexandria oder mehr als die Gesamtzahl aller Toten des US-Militärs in beiden Weltkriegen und dem Vietnamkrieg. Und jetzt repräsentiert diese Ziffer die Zahl aller COVID-19-Todesfälle in den USA. Der führende Experte für Infektionskrankheiten Anthony S. Fauci sprach in diesem Zusammenhang von einem „schrecklichen und historischen Meilenstein“.
Eine weitere denkwürdige Ziffer ist die 76 – die Zahl der bisherigen Todesopfer, welche die diesjährigen Winterstürme in den USA forderten. Im US-Bundesstaat Texas erfroren Menschen, die der COVID-19-Pandemie entkommen waren, in ihren Schlafzimmern, Autos und Hinterhöfen, als das Stromnetz ausfiel. Die New York Times kommentierte, dass „ein kalter, scharfer Dolch den größten und stolzesten Produktionsort fossiler Brennstoffe in den USA durchbohrt hat und Millionen ohne Licht und Wärme zurücklässt."
Diese beiden erschütternden Zahlen bilden den tragischen Zustand der amerikanischen Bevölkerung ab, die mit der doppelten Bedrohung durch die COVID-19-Pandemie und Naturkatastrophen zu kämpfen hat. Man fragt sich, warum sich diese Tragödien immer wieder in der einzigen verbliebenen Supermacht der Welt abspielen.
Betrachten wir die Leistungen amerikanischer Politiker in der Katastrophenhilfe etwas genauer, ist die Antwort durchaus nicht schwer nachzuvollziehen.
Zunächst sind „politische Eigeninteressen“ ein Hauptgrund für beide Katastrophen. Zu Beginn der Pandemie nahmen amerikanische Politiker die Situation in ihrem Land nicht ernst und verpassten so den entscheidenden Zeitpunkt zur Eindämmung der Pandemie. Und zu Beginn des Schneesturms fuhr der texanische US-Senator Ted Cruz sogar mit seiner Familie in den Urlaub nach Mexiko, um der Kälte zu entkommen.
Auf einer tieferen Ebene ist der systemimmanente Mangel der politischen Polarisierung zur treibenden Kraft hinter den menschlichen Tragödien in den USA geworden.
Selbst im Angesicht der COVID-19-Pandemie kämpfen die beiden amerikanischen Parteien nach wie vor um Stimmen und für die Partikularinteressen ihrer Hintermänner, etwa bei der Frage, ob und wie Masken getragen werden müssen, oder bei der Umsetzung wirtschaftlicher Hilfspläne sowie bei der Verteilung medizinischer Ausrüstung und Impfdosen. Die Effizienz der Reaktion auf die Pandemie wird durch dieses Verhalten jedoch stark eingeschränkt.
Angesichts der Stromausfälle in Texas haben es die Politiker ebenfalls versäumt, sich auf die Rettung von Menschenleben zu konzentrieren, und beschäftigten sich stattdessen mit gegenseitigen Schuldzuweisungen.
Sollten die amerikanischen politischen Eliten das Leben, die Sicherheit und die Interessen des Volkes weiterhin nicht berücksichtigen, sondern zulassen, dass sich die politische Polarisierung weiter verschärft, dann werden all ihre großen Worte vergeblich sein, und sie werden schließlich vom Volk im Stich gelassen werden.