China – Das Licht am Ende des Tunnels

2020-08-14 08:00:00

Der Begriff „Licht am Ende des Tunnels“ ist in der deutschen Umgangssprache sehr geläufig. In wissenschaftlichen Wortschatzsammlungen wird er mit Synonymen wie „optimistisch sein“, „an etwas glauben“, „(sich) in Zuversicht üben“, „optimistisch in die Zukunft schauen“, „zuversichtlich sein“, „einen Silberstreif am Horizont sehen“ oder „ein gutes Gefühl haben“ umschrieben. Mir recht gut gefallen hat die Umschreibung, trotz einer schwierigen Situation Anlass zur Zuversicht und zum Optimismus zu haben.

Ein solches „Licht am Ende des Tunnels“ vermittelte am 7. 8. 2020 die Nachrichtensendung „Heute“ des „Zweiten Deutschen Fernsehens“. Berichtet wurde über aktuelle Zahlen der deutschen Exportwirtschaft im Juni 2020. Zwar waren erwartungsgemäß die Exporte um -9,4 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat gesunken. Aber die gute Nachricht: Im Vergleich zum vorangehenden Monat Mai verzeichneten sie einen Zuwachs von +14,9 Prozent. Und der Sender beließ es nicht dabei, die bloßen Zahlen zu nennen, sondern ließ auch Stimmen aus der Praxis, aus dem KMU-Bereich, zu Worte kommen, nämlich die Automobilzulieferer „ZF“ und „Horn“. Und die Chefs beider Unternehmen machten eine klare Ansage, wo die Wurzeln der positiven Entwicklung liegen, nämlich vor allem in China, in gewissem Maße auch in Russland und in Indonesien. Dagegen verlaufe die Binnennachfrage weiterhin schleppend. Dass dies keine Einzelstimmen waren, unterstrich die anschließend gesendete Stellungnahme der Wirtschaftswissenschaftlerin Professor Monika Schnitzer von der renommierten Münchener Universität: Als sehr positiv schlügen gerade die Exportzahlen nach China zu Buche, weil dieses Land die Pandemiekrise ausgesprochen gut überwunden habe.

Dabei nimmt die besonders hilfreiche Rolle Chinas nicht Wunder. Sie liegt bereits nahe, wenn man allgemein auf die herausragende Bedeutung Chinas für die deutsche Wirtschaft schaut. So wurden im Jahre 2019 nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Wert von 205,9 Milliarden Euro zwischen Deutschland und der Volksrepublik China gehandelt (Exporte und Importe). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, war damit die Volksrepublik China im Jahr 2019 bereits zum vierten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner weltweit.

Aber es kommt hinzu, dass Voraussetzung für einen guten und effizienten Handelspartner ist, dass dieser seinerseits die nötige Kraft und das erforderliche Potenzial aufweist. Und die wirtschaftlichen Daten zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, die China im vergangenen Juli verkünden konnte, hatte nach Kommentierung des „Wall Street Journals“ die Prognose vieler internationaler Ökonomen übertroffen. Nach Quartalen betrachtet ging nämlich das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal aufgrund der notwendigen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zwar im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent zurück. Dagegen nahm es im zweiten Quartal um 3,2 Prozent zu. Damit war China nach dem Ende der ersten Jahreshälfte – so auch die Bewertung des bereits zitierten „Wall Streets Journals“ - die erste große Volkwirtschaft, die ihr Wachstum nach dem COVID-19-bedingten Abschwung wiederherstellen konnte! Diese Daten hatten auch international großen Respekt gefunden, in einer Medienlandschaft, die sich China gegenüber nicht immer gewogen zeigt. So sprach etwa „The New York Times“ in unverhohlener Anerkennung von einem „riesigen Sprung“, den China vollzogen habe, ja sogar vom „einzigen Highlight inmitten des trüben Geschäftsklimas der Weltwirtschaft“. Anerkannt wurde zugleich, dass sich Chinas Bemühungen und Restriktionen zwecks einer entschlossenen Bekämpfung der Pandemie als ausgesprochen effektiv erwiesen hätten. Und viele Stimmen, sei es etwa der US Fernsehsender „CNN“, sei es etwa die britische „Financial Times“, würdigten diese Entwicklung zugleich als ein Aufbruchssignal für die Weltwirtschaft.

Auf jeden Fall ist es auch - in der genannten Fernsehsendung des Zweiten Deutschen Fernsehens mit sehr praktischen Bespielen unterlegtes - Aufbruchssignal für die deutsche Wirtschaft, namentlich die das Rückgrat dieser Wirtschaft bildenden vielen Kleinen und Mittleren Unternehmen. China ermöglicht es ihnen, trotz einer schwierigen Situation Anlass zu Zuversicht und zu Optimismus zu haben. Oder: China ist das Licht am Ende des Tunnels!



Dr. Michael Borchmann

Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten

Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.

Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China

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