Harte Zeiten für Sprücheklopfer

2020-06-09 14:51:07

Wer ist während oder nach einer Krise wertvoller für die Gemeinschaft, der Demagoge, der auf einer Gemüsekiste stehend auf dem Marktplatz die Menschen gegen „Feinde“ aufhetzt, oder der ruhige Bauer, der durch harte Feldarbeit jeden Tag solche Gemüsekisten füllt?

Die Frage ist einfach zu beantworten. Und natürlich sind tatkräftige, pragmatische und besonnene Politiker auch wesentlich besser geeignet, einen Neustart zu schaffen als Politiker, die höchstens die Menschen ein wenig erwärmen durch die heiße Luft, die sie verbreiten. Es sind harte Zeiten. Und besonders harte Zeiten sind es für die armen Menschen, die von Sprücheklopfern oder Phantasten regiert werden.

Die Menschen wollen keine Luftschlösser mehr oder weltfremde Projekte, die weder satt machen noch Arbeit schaffen und ihnen, als einfachen Leuten, in keinster Weise zugutekommen. Politiker, die bis heute Probleme haben, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, sei gesagt, dass das der Bürger ist. Der Bürger muss was von ihrer Politik haben und zwar schnell. Dem Bürger muss gegeben werden: Respekt, Arbeit, Bildung, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Sicherheit und Zufriedenheit oder zumindest eine glaubwürdige Perspektive auf vieles davon in absehbarer Zeit.

Alle Menschen haben gesehen, wieviel Geld in der Krise in die Hand genommen wurde. In vielen Ländern standen die großen Unternehmen ganz oben auf der Empfängerliste oder sogar andere Länder. Sofern diese Arbeitsplätze erhalten oder in besseren Zeiten ausbauen und die Beschäftigten großzügig an Erfolgen beteiligen, ist das okay. Wenn unterstützte Länder die Produkte der Geberländer kaufen, kann das auch eine Weile gut gehen oder zumindest die Gemüter beruhigen. Nicht okay ist es, wenn Politiker allgemein mit der Selbstherrlichkeit von Sonnenkönigen über das Geld ihrer „Untertanen“ bestimmen und auch noch so tun, als wären darüber hinaus Gelddrucken und Kredite eine Dauerlösung. Ein Perpetuum Mobile ist nicht möglich, auch in der Wirtschaft nicht, egal mit welchen Begriffen man versucht, es zu tarnen.

Um aus der Krise zu kommen, ist es also nötig, etwas zu produzieren, das Andere für einen Preis kaufen, der den Produzenten und anderen am Verkaufsprozess Beteiligten Gewinne ermöglicht. Deshalb sind Kaufprämien auch nur kurzfristig sinnvoll, um den Markt zu beleben, eine dauerhafte Lösung sind sie nicht. Was jemand nicht haben möchte, nimmt er oft nur geschenkt; was jemand nicht braucht, nimmt er vielleicht nicht mal dann. Nicht nur Länder, die derzeit wenig Begehrtes haben, brauchen dringend die besten Politiker, also dem Volk hart dienende, extrem gut ausgebildete, sehr schlaue und realistische Führungspersönlichkeiten mit gesundem Menschenverstand. Es ist die Zeit für die Pflicht. Zeit für die Kür ist später und dann werden die Menschen sehen, welche der Projekte sie noch verwirklicht sehen wollen.

Wer wenig Probleme im eigenen Land hat, kann umso mehr anderen Ländern helfen. Da alle ihre Produkte in andere Länder verkaufen wollen oder sogar müssen, ist der erste Schritt ein Ersatz von Feindbildern durch begründete Kritik oder sogar konstruktive Gespräche bzw. Kooperationen.

Text: Nils Bergemann

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