Vom Tricksen in der Schule und der Weltpolitik

2020-03-19 10:21:50

Wir kennen das alle vom Sport und auch aus der Schule: Wer sich einen Sieg oder eine gute Note nicht zutraut, aber unbedingt einen Erfolg braucht, schummelt manchmal. Alle, die fair spielen, haben darunter zu leiden.

Es gibt zwei Hauptkategorien von Tricksern: Die Toptrickser haben so ausgefeilte Spickzettel, dass sich die Mitschüler fragen, warum diese smarten Schummler ihre Energie und ihren Hirnschmalz nicht in das Lernen für die Prüfung investiert haben. Aus Toptricksern werden später manchmal gewiefte Manipulateure oder Strategen des Bösen. Aber viel häufiger setzen sie ihre Intelligenz konstruktiv ein, weil es sich besser anfühlt, einfacher ist und viel mehr Spaß macht.

Die anderen Trickser kennzeichnet Plumpheit und Aggressivität. Grobe Trickser beugen sich weit über das Blatt des Sitznachbarn, um auch ja alles abschreiben zu können, was sie mangels Raffinesse dann oft sogar wortwörtlich tun. Beim Fußball foulen sie brutal, beim Tischtennis versuchen sie den Gegner mit fiesen Bemerkungen zu verunsichern, manchmal sagen sie dafür auch extra einen falschen, für sie günstigeren, Spielstand an. Werden sie erwischt, zeigen sie kein Bedauern, sondern brüllen rum und tun so, als wären sie das Opfer. Angriff ist für sie die beste Verteidigung. Bei Diskussionen pflegen sie keinen Wettstreit der Argumente, sondern beleidigen und verleugnen ihre Gegner. Wenn es um Ideen für Projekte geht, bringen sie sich selbst nicht konstruktiv ein, sondern kritisieren die besten Ideen Anderer am schärfsten und stehlen allen wertvolle Zeit. Für die Gemeinschaft einmal in die zweite Reihe zurückzutreten, schaffen sie nicht.

Große globale Projekte wie zum Beispiel die Seidenstraße-Initiative, Tier- und Umweltschutz oder jetzt aktuell die Bekämpfung des neuen Corona-Virus leben vom Miteinander. Sie halten konstruktive Kritik natürlich aus. Grobe Trickser torpedieren jedoch solche Gemeinschaftsaktionen, meistens ohne es selbst besser zu machen oder etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

Grobe Trickser sind also oft gefährliche Verlangsamer. Da diese Menschen oft von kräftiger Statur sind und fast immer einschüchternd wirken, bekommen sie meist nur wenig Gegenwind. Aber viel Gegenwind braucht es auch gar nicht, da sie es versäumt haben, für sich selbst ein tragfähiges Fundament aufzubauen und sehr wackelig dastehen. Ihren schwachen Stand sieht bald jeder.

Ich wollte eigentlich nur über US-amerikanische Schuldzuweisungen gegenüber China schreiben, mich mit Trump, Pompeo und dem Gerede vom "chinesischen Virus" befassen, nun ist es doch ein etwas allgemeinerer Text geworden.

Text: Nils Bergemann


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