Mit dem Weltteam gegen die Epidemie

2020-02-18 08:00:00

Mit Teamgeist und Stärke kann man beim Fußball auch gegen starke Gegner gewinnen. Beim Kampf gegen die Epidemie sind diese Qualitäten ebenso gefragt.

Vielleicht sind wir gerade in der entscheidenden Spielphase. Zuerst hatte der Gegner noch das Überraschungsmoment nutzen können. Aber wir haben ihn nun studiert und eine Strategie. Wir haben auch noch ein paar Asse eingewechselt. Auf dem Feld spielen jetzt für uns Beckenbauer, Messi, Maradona, Müller, Pelé und Ronaldo. Und wir sind auch hinten gut aufgestellt ...

Der Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie ist natürlich kein Spiel und es gibt auch keine Pausen, aber ansonsten taugt die Fußballmetaphorik: Gerade bei einem neuen Gegner sind eine starke Abwehr und ein überlegtes Vorgehen wichtig. Die Mannschaft sollte stark, geschlossen und entschlossen sein.

Derzeit kämpft ein Weltteam ziemlich geschlossen gegen das COVID-19. Wie beim Fußball wollen auch bei diesem Kampf alle mitreden. Aber im Gegensatz zum Fußball gibt es hier tatsächlich ein deutliches Qualitätsgefälle zwischen den Einschätzungen von Experten und den Meinungen Anderer.

Wer etwas über die Epidemie wissen will, sollte auf unabhängige Virologen und allgemein auf Fachleute vor Ort hören. Die WHO stellt aus gutem Grund auf ihren Seiten Gerüchten und Halbwissen den aktuellen Kenntnisstand gegenüber: https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019

Im Gegensatz zum Fußball, wo die chinesische Nationalmannschaft noch eine Weile brauchen wird, um vorne mit zu spielen, ist China bei der Epidemiebekämpfung ziemlich erfolgreich, wie viele Experten anerkennen.

Einige Kommentatoren sehen ein Versagen der chinesischen Regierung, wobei sie aber oft im selben Text gleichzeitig von China Wunderdinge erwarten, wie absolut reibungslose Abläufe, Reaktionen ohne jede Verzögerung und am besten eine Epidemie ohne Infizierte und Tote. Mit dieser Erwartungshaltung offenbaren sie ungewollt ihren Respekt vor der ungewöhnlichen Handlungsfähigkeit Chinas.

Die Politisierung von Krisen jeder Art ist nichts Neues und auch nicht unbedingt illegitim. Gut ist es, wenn der betreffende Text als "Kommentar" gekennzeichnet wird. Es dominieren derzeit die sachlichen Berichte. Und chinesische Journalisten werden vermutlich auch nicht bei einem Erdbeben in Kalifornien die politischen Aspekte in den Mittelpunkt stellen, sondern die humanitären.

Zurück zur Fußballmetaphorik: Wenn das Weltteam gegen einen fiesen klitzekleinen Gegner spielt, darf man es auch ruhig anfeuern, egal, ob man in Beijing, Berlin oder New York lebt.

Text: Nils Bergemann

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