Vom 14. Juni bis 16. Juni regten die archäologischen Ausgrabungen der Opfergruben Nr. 7 und Nr. 8 in Sanxingdui, einer archäologischen Stätte der alten Shu-Zivilisation, die Phantasie der chinesischen Öffentlichkeit an. Lei Yu, Leiter der Arbeitsgruppe in Sanxingdui des Forschungsinstituts für Kulturrelikte und Archäologie der Provinz Sichuan, erlebte persönlich den gesamten Ausgrabungsprozess der jüngsten sechs Opfergruben. „Früher dachten die Leute, dass es in Sanxingdui außer Grube 1 und Grube 2, die im Jahr 1986 ausgegraben wurden, nie mehr so hochwertige Opfergruben geben würde. Dieses Mal entdeckten wir aber völlig unerwartet sechs neue Opfergruben, die inhaltlich fast identisch waren mit Grube 1 und Grube 2. Außerdem gab es viele kulturelle Relikte, die noch nie in Grube 1 oder Grube 2 gesehen wurden. Wir sind völlig überrascht”, so Lei.
Die Ruine von Sanxingdui befindet sich im Landkreis Guanghan in der südwestchinesischen Provinz Sichuan und hat eine geschätzte Geschichte von etwa 4.800 Jahren. Im Juli 1986 entdeckten Arbeiter einer lokalen Ziegelfabrik unerwartet die Opfergruben Nr. 1 und Nr. 2. Während der Ausgrabungen wurden Tausende von Bronzen und Gold-, Jade- und Elfenbein-Relikten sowie Tausende von Muscheln ausgegraben, was die Archäologen erkennen ließ, dass die Sanxingdui-Kultur eine herrliche alte Zivilisation mit Bronzen, großen Zeremonie-Gebäuden und Stadtleben gewesen sein muss.
Gruben 3 und 4 wurden bereits ausgegraben, während Gruben 5 und 6 ausgehoben und in das örtliche Zentrum für Laborarchäologie verlegt werden konnten. Auch die Ausgrabungsarbeiten von Opfergruben Nr. 7 und Nr. 8 haben Archäologen zufolge die letzte Stufe erreicht.
Lei Yu zufolge fanden Archäologen in Grube 7 eine gegitterte Bronzeware, die wie eine Schildkröte aussieht. Die Archäologen hätten so ein seltsames Objekt zuvor noch nie gesehen. Am Anfang hätten die Forscher gedacht, es handle sich um ein Grillrost der Urmenschen, so der Archäologe. „Gegen alle Erwartungen haben wir jedoch festgestellt, dass diese Bronzeware eine Schildkrötenrücken-förmigen Jade umwickelt. Wir hoffen darauf, dass auf dieser Jade irgendwelche Muster eingraviert wurden. Wenn es Schriftzeichen gäbe, auch wenn nur ein paar Worte, wäre das eine großartige Entdeckung in der archäologischen Geschichte. Wir sind also sehr darauf gespannt.“
Seit dem Beginn der Ausgrabung in Sanxingdui hat die Ruine der Welt ihre schillernden und magischen Kulturgegenstände aus Bronze, Gold und Jade sowie ihre unverwechselbare städtische Zivilisation gezeigt. Bisher wurden aber noch keine schriftlichen Aufzeichnungen gefunden, was die Interpretation der Kulturrelikte erschwert.
Lei Yu sagt: „Ich persönlich glaube, dass die alte Shu-Zivilisation Zeichen geschrieben hat, aber sie sind leider noch nicht entdeckt worden. Die alten Shu-Menschen schrieben ihre Zeichen wahrscheinlich auf organische Materialien, wie Seide, Textilien oder lackiertes Holz, die jedoch nicht dauerhaft erhalten bleiben. Und diese waren wahrscheinlich wichtige Träger für ihre Schrift. Weil sie schwer zu erhalten sind, haben wir vielleicht noch keine schriftlichen Aufzeichnungen gefunden. Meiner Ansicht nach wäre es schwer, sich eine so glänzende und majestätische Zivilisation ohne Schrift vorzustellen.“
Lei Yu freut sich besonders auf das neu ausgegrabene gitterförmige Bronzegefäß mit Jade. „Ob Worte darauf stehen oder nicht, kann in ein paar Monaten festgestellt werden. Ich glaube, es gibt welche, zumindest gibt es irgendwelche Muster. Sonst wäre eine ganz gewöhnliche Jade nicht so rigoros in so eine seltsame Bronze gewickelt worden.“