Foto von VCG
Ausländische Investoren haben in letzter Zeit ihre Investitionen in chinesische Aktien und Anleihen weiter erhöht und damit ihr Vertrauen in die langfristige Entwicklung des Landes unterstrichen.
Marktbeobachter Wind Information zufolge hat der chinesische Aktienmarkt bis zum 10. Juni an zehn aufeinanderfolgenden Handelstagen Nettokapitalzuflüsse verzeichnet, die längste Periode mit Nettokapitalzuflüssen in diesem Jahr. In der vergangenen Woche hätten auswärtige Anleger netto 36,83 Milliarden Yuan RMB (etwa 5,23 Milliarden US-Dollar) in den chinesischen Aktienmarkt investiert, der damit den größten wöchentlichen Anstieg seit Jahresbeginn verzeichnet habe. Die Zahl stehe in scharfem Kontrast zu dem Nettoabfluss von 45,1 Milliarden Yuan RMB im März, als die neuen COVID-19-Ausbrüche die Wirtschaft Chinas erschüttert hätten, so die Analyse von Wind weiter.
Monica Li, Direktorin für Aktien bei dem weltweit führenden Finanzdienstleistungsinstitut Fidelity International, das derzeit rund sechs Milliarden US-Dollar in Chinas Aktien hält, sagt: „Ausländische Investitionen in den chinesischen Finanzmarkt unterlagen in diesem Jahr einigen Schwankungen.“ Sie führt die Abflüsse im März auf eine Reihe von Faktoren zurück, darunter den Russland-Ukraine-Konflikt, die Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve und das sporadische Wiederauftreten von COVID-19-Fällen in China.
Doch als die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt Ende Mai die COVID-19-bedingten Beschränkungen anpasste und schrittweise Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft ergriff, erwärmte sich der Finanzmarkt allmählich.
China stellte im Mai 33 detaillierte Maßnahmen zur Stabilisierung seiner Wirtschaft vor. Seitdem strömen die empfindlichen ausländischen Gelder auf den chinesischen Finanzmarkt. Am 20. Mai betrug der Zufluss von ausländischem Kapital in den chinesischen Aktienmarkt 14,24 Milliarden Yuan RMB und am 31. Mai 13,87 Milliarden Yuan RMB, die beiden größten Zuflüsse des Jahres.
„In den ersten beiden Juniwochen haben ausländische Investoren ihre Käufe chinesischer Aktien aufgestockt, wobei der Zufluss die Gesamtsumme im Mai übertraf“, so Li. Dies sei ein Zeichen dafür, dass sich die Marktstimmung schnell und deutlich geändert habe.
Li glaubt auch, dass der chinesische Finanzmarkt angesichts der soliden wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes auf lange Sicht für ausländisches Kapital attraktiv bleiben werde. Darüber hinaus biete China angesichts der zunehmenden globalen Unsicherheiten sehr attraktive Risikoprämien.
Christiaan Tuntono, leitender Ökonom bei Allianz Global Investors, erklärt, der gute Ausblick auf Chinas makroökonomischen Zustand hänge vom Erfolg des ehrgeizigen Plans der Regierung ab. Er sei zuversichtlich, dass China in der Lage sei, das Wachstumsziel von „etwa 5,5 Prozent“ zu erreichen, indem es die Infrastrukturinvestitionen weiter verstärke.