Auf einem Hof in der Stadt Liuzhou im südchinesischen Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang lackiert Wei Xing geschickt mit einem Pinsel Schritt für Schritt das Brett einer Guqin, einer traditionellen chinesischen sieben-saitigen Griffbrettzither. Sie nutzt einen rein pflanzlichen Lack für diesen Produktionsschritt, der in der traditionellen Fertigungsmethode von Guqins genutzt wird.
Die 36-Jährige ist eine Handwerkerin für die Guqin-Herstellung. Sie studierte eigentlich Musik und hätte nie gedacht, dass sie eines Tages eine Überlieferin für die Fertigungstechnik dieses alten Musikinstruments mit einer Geschichte von über 4.000 Jahren werden würde.
Als Wei im Jahr 2015 ihre Verwandten in Taiwan besuchte, kannte diese zufälligerweise einen bekannten Handwerker, der Guqins herstellte, was Wei Xings Leben für immer verändern sollte. Sie erinnert sich: „Ich bat ihn, mir die Fertigungstechnik beizubringen. Als ich bei Herrn Lin zu lernen begann, bemerkte ich, dass es nicht leicht ist, eine Guqin anzufertigen. Bei der Herstellung muss der traditionelle und komplizierte Prozess genau eingehalten werden. Das lackierte Brett muss zum Beispiel Schritt für Schritt immer wieder von Hand poliert werden. Der Schlüssel dieses Schritts liegt darin, dass man das Brett nicht kräftig, sondern sehr sanft poliert. Meine älteren Mitlehrlinge scherzten, es sei am besten, vor dem Polieren drei Tage nichts zu essen, dann habe man die perfekte Kraft.“
Der komplizierte, langwierige Fertigungsprozess und Herr Lins hohe Ansprüche brachten Wei Xing fast dazu, aufzugeben. „Ich wollte damals in meine Heimat zurückkehren. Aber als ich daran dachte, dass diese Technik wahrscheinlich in Zukunft verschwindet, nahm ich die Werkzeuge wieder in die Hand. Das Erlernen der Guqin-Herstellungstechnik ist gleichzeitig ein Prozess, der den Willen und den Geist schmiedet. Ich habe davon gelernt, eine Sache gelassen und ruhig durchzuführen.“
Nach der dreijährigen Ausbildung verabschiedete sich Wei Xing von ihrem Lehrer und den anderen Lehrlingen und kehrte in ihre Heimat zurück. Sie mietete einen Hof in der Vorstadt von Liuzhou und eröffnete eine Werkstatt für die Herstellung von Guqins.
Es dauert ein bis zwei Jahre, eine hochwertige Guqin anzufertigen, weshalb ein Instrument über 10.000 Yuan RMB kostet. Darüber hinaus bietet Wei Xing Kurse an, in denen sie Jugendlichen und Erwachsenen das Spielen der Guqin beibringt, damit mehr Menschen den Reiz der jahrtausendealten Musik erleben können. Die 36-Jährige sagt: „Meine Kurse kommen bei vielen Menschen an. Ich bringe ihnen mit aller Kraft das Spielen der Guqin bei. Ich hoffe nicht, dass dieses alte Musikinstrument in unserem Zeitalter verschwindet.“