Chinesische Wissenschaftler warnen vor weiterer Verschiebung der Baumgrenzen im Ost-Himalaya

2022-06-10 09:30:00

Der Himalaya ist weltweit repräsentativ für seine alpinen Baumgrenzen. Doch den aktuellen Forschungsergebnissen chinesischer Wissenschaftler zufolge werden sich die Wälder auf dem höchsten Gebirge der Erde weiterhin nach oben ausdehnen, was dem Schutz der biologischen Vielfalt in Hochlagen in China eine direkte wissenschaftliche Grundlage anbietet.

Die alpine Baumgrenze ist der Rand des Lebensraums, in dem Bäume in hochgelegenen Gebieten wachsen können, und gilt als ein Indikator für den Klimawandel auf dem Hochland. Mit den höchsten Baumgrenzen weltweit ist der Himalaya eine ideale Stelle für wissenschaftliche Forschungen über alpine Baumgrenzen. Mit Satelliten-Fernerkundungsdaten, die durch mehr als 700.000 Analysen und visuelle Interpretationen validiert wurden, haben die Wissenschaftler des Forschungsinstituts für die Qinghai-Tibet-Hochebene bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ein hochauflösendes Bild der Baumgrenzen entlang des 2.400 Meter langen Himalaya-Gebirges geschaffen.

Foto von dem Forschungsinstitut für die Qinghai-Tibet-Hochebene bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften

Foto von dem Forschungsinstitut für die Qinghai-Tibet-Hochebene bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften

Einer in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlichten Studie eines chinesischen Wissenschaftlerteams zufolge liegt die Baumgrenze im Himalaya auf einer durchschnittlichen Höhe von 3.633 Metern über dem Meeresspiegel. Es gibt jedoch einen tatsächlichen Höhenunterschied von 800 Metern. Im Ost-Himalaya decken sich die Baumgrenzen im Großen und Ganzen mit der globalen Grenze an Orten, an denen während der Wachstumsperiode eine Durchschnittstemperatur von 6,4 Grad Celsius herrscht. Dagegen befinden sich 93 Prozent der Baumgrenzen im der Mitte und dem Westen des Gebirges unter den globalen Treelines. Die Abweichung begründen Chinas Wissenschaftler mit Dürre durch Monsune und den anthropogenen Störungen des Klimasystems.

Aufgrund negativer Auswirkungen des Klimawandels, wie der Erderwärmung, rechnen die chinesischen Wissenschaftler, dass sich die Baumgrenzen im Himalaya in ungefähr 100 Jahren an einem neuen Punkt etabliert haben. Den Forschungsergebnissen zufolge werden die Baumgrenzen im Ost-Himalaya bis Ende dieses Jahrhunderts voraussichtlich um etwa 140 Meter in die Höhe wandern, wodurch der Lebensraum für die endemische Flora und Fauna um mindestens 20 Prozent reduziert wird. In den restlichen Teilen des Gebirges sollen sich die Grenzen den Experten zufolge leicht nach oben verschieben. Um sich dieser Herausforderung zu stellen, muss China seine Politik zum Schutz der alpinen Biodiversität im Himalaya überdenken.

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