China hat nach Angaben der Ingenieure des Raumstationsprogramms mit der Montage eines neuen Frachtraumschiffs begonnen, das für die Wartung der Raumstation „Tiangong“ eingesetzt werden soll.
Bai Mingsheng, Forscher an der Chinesischen Akademie für Raumfahrttechnologie und Chefkonstrukteur der „Tianzhou“-Raumschiffserie, sagte unlängst in einem Interview mit dem chinesischen Zentralfernsehen, die Konstruktionsarbeiten an dem neuen Frachtschiff-Model „Tianzhou-6“ seien abgeschlossen und die Ingenieure hätten mit dem Zusammenbau des Roboterfahrzeugs begonnen. „Die Raumschiffe ‚Tianzhou-3‘, ‚Tianzhou-4‘ und ‚Tianzhou-5‘ wurden nach den bisherigen technischen Spezifikationen gebaut, während die neuen Raumschiffe ‚Tianzhou-6‘ bis ‚Tianzhou-11‘ auf einer Reihe von verbesserten Technologien basieren werden“, so Bai weiter.
Dem Chefkonstrukteur zufolge wird „Tianzhou-6“ im Vergleich zu seinen Vorgängern einen neu gestalteten Frachtraum und eine luftdichte Kabine mit größerer Tragfähigkeit haben.
Die Verbesserungen sollen es ermöglichen, dass die neuen „Tianzhou“-Raumschiffe länger als bisher eingesetzt werden können. Derzeit muss China jedes Jahr zwei Frachtschiffe in Betrieb nehmen, um Treibstoff und Vorräte zur „Tiangong“-Raumstation zu transportieren. Nach der Inbetriebnahme des neuen Modells können drei solcher Schiffe ausreichen, um „Tiangong“ zwei Jahre lang im Orbit zu betreiben.
Bai Mingsheng zufolge werden die Ingenieure in Zukunft ein rückholbares Frachtschiff entwickeln, um Materialien zur Erde zurück zu transportieren. Bislang verglühten die Frachtschiffe beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Anfang Mai wurde das Frachtraumschiff „Tianzhou-4“ vom Weltraumbahnhof Wenchang in der südchinesischen Provinz Hainan gestartet und an die „Tiangong“-Raumstation angedockt. Es soll sechs Monate lang mit „Tiangong“ verbunden bleiben und sich dann auf dem Rückflug zur Erde selbst zerstören.
„Tianzhou-4“ hat offiziellen Angaben zufolge fast sechs Tonnen Treibstoff und Material an Bord, darunter mehr als 200 Pakete, und soll die bevorstehende Mission „Shenzhou-14“ unterstützen, bei der eine dreiköpfige Besatzung sechs Monate in der Raumstation bleiben solle.
Derzeit besteht „Tiangong“ aus dem „Tianhe“-Kernmodul sowie den Frachtraumschiffen „Tianzhou-3“ und „Tianzhou-4“. Die letzten Einwohner – die drei Astronauten der „Shenzhou-13“-Mission – waren nach einer sechsmonatigen Reise Mitte April zur Erde zurückgekehrt.
Das Raumschiff „Shenzhou-14“ werde im Juni vom Weltraumbahnhof Jiuquan im Nordwesten Chinas gestartet, erklärte Hao Chun, Direktor der Behörde für bemannte Raumfahrt, in einer früheren Pressemitteilung.
Im Juli werde die erste Laborkomponente der „Tiangong“-Station, „Wentian“, gestartet, während das zweite Labor mit dem Namen „Mengtian“ im Oktober an die Station angedockt werde, so Hao weiter. Die Raumstation werde nach dem Andocken der zwei Laborkomponenten eine T-förmige Struktur bilden.
Im Anschluss an die Weltraumlabore sollen das „Tianzhou-5“-Frachtraumschiff und die Besatzung von „Shenzhou-15“ gegen Ende des Jahres auf dem immer massiver werdenden Außenposten in der Umlaufbahn eintreffen.