(Foto: VCG)
Einem neuen Bericht zufolge entscheiden sich mehr chinesische Hochschulabsolventen für einen Arbeitsplatz in kleineren Städten, um ein entspanntes und stabiles Leben zu führen.
35 Prozent der in der Umfrage befragten Hochschulabsolventen gaben an, sie würden es vorziehen, in zweitrangigen oder noch kleineren Städten zu arbeiten. 32 Prozent wollten in „neuen erstrangigen Städten“ wie Hangzhou in der Provinz Zhejiang und Chengdu in der Provinz Sichuan arbeiten. Nur 26 Prozent ziehen es demnach vor, in erstrangigen Städten wie Beijing und Shanghai oder Guangzhou und Shenzhen in der Provinz Guangdong zu arbeiten. „Neue erstrangige Städte“ sind Städte, die das Potenzial haben, zu erstrangigen Städten zu werden, dazu gehören im Allgemeinen 15 Städte wie Chengdu, Hangzhou, Wuhan, Xi'an und Chongqing.
Der Bericht basiert auf einer Umfrage unter mehr als 5.000 Studenten, die von der „China Youth Daily“ durchgeführt wurde. Internetunternehmen sind für Hochschulabsolventen demnach nach wie vor die erste Wahl als Arbeitgeber, da sie hohe Gehälter und schnelle Aufstiegschancen versprechen. Mehr als 67 Prozent der Befragten glauben, dass die IT-Branche die besten Entwicklungsaussichten habe, gefolgt von der Kultur-, Sport- und Unterhaltungsbranche (44 Prozent), dem Bildungswesen (40 Prozent) und dem Gesundheits- und Medizinbereich (18 Prozent).
Yao Yuwei, eine Studentin an der Chinesischen Volksuniversität in Beijing, sagt, sie werde nach ihrem Abschluss im Juni beim Internetriesen Baidu anfangen. Sie erwarte ein hohes Gehalt und einen entspannten Führungsstil. Internetfirmen seien großzügiger mit ihren Gehältern für neue Absolventen und es gebe jedes Jahr Gehaltserhöhungen. Es mache ihr nichts aus, an Wochentagen Überstunden zu machen, solange sie zwei freie Tage pro Woche habe. Yao, die sowohl in staatlichen als auch in privaten Unternehmen Praktika absolviert hat, erklärt weiter, sie ziehe es vor, in privaten Unternehmen zu arbeiten, weil dort das Management unkomplizierter sei. Die 24-Jährige aus der Provinz Shandong zieht es jedoch in Erwägung, nach einigen Jahren in Beijing wegen der sehr hohen Wohnungspreise in der Stadt in einer zweitrangigen Stadt zu arbeiten. „Ich glaube nicht, dass es sich lohnt, so viel Geld für eine Wohnung in Beijing auszugeben und ein Umzug in eine zweitrangige Stadt würde mir das Leben erleichtern, ohne dass ich mich um die sehr hohe Anzahlung und die monatliche Hypothek kümmern müsste.“
Die 24-jährige Yang Hui, die im Juni ihren Abschluss an der Universität für Außenwirtschaft und Handel (UIBE) in Beijing machen wird, sagt, sie werde in einem Technologieunternehmen in Hangzhou arbeiten. Sie habe in mehreren IT-Unternehmen in Beijing ein Praktikum absolviert und die überfüllte U-Bahn am Morgen sei so unangenehm, dass sie sie nicht mehr erleben wolle. Während es in Beijing sehr schwierig sei, eine Haushaltsregistrierung, den „Hukou“, zu erhalten, sei die Politik von Hangzhou Hochschulabsolventen gegenüber sehr freundlich. Die Stadt biete Beschäftigungszuschüsse für neue Absolventen, die sich für eine Arbeit in Hangzhou entschieden. „Ich möchte mich und meine Familie nicht an ein Haus in einer erstrangigen Stadt binden und mein Geld für andere Freizeitaktivitäten ausgeben, um das Leben zu genießen“, so Yang.
Die 25-jährige Xiao Wenxi, ebenfalls Studentin an der UIBE, erklärt, sie werde im Juni in ihre Heimatprovinz Hainan zurückkehren, um in einer Bank zu arbeiten. Hainan wolle sich bis Mitte des Jahrhunderts zu einem weltweit einflussreichen Freihandelshafen auf hohem Niveau entwickeln. Sie wolle mit ihrem Wissen zu dieser Entwicklung beitragen. Die Arbeit in Hainan verspreche zwar kein so hohes Gehalt wie in erstrangigen Städten, aber die Lebenshaltungskosten und Wohnungspreise seien viel niedriger. Hainan biete Hochschulabsolventen Zuschüsse für die Miete und den Kauf von Häusern und viele ihrer Freunde aus Kindertagen seien mit ihrem Leben dort zufrieden.
Liang Xiaoze, der sich einen Job bei ByteDance in Beijing gesichert hat, sagt, er sei mit seinem voraussichtlichen Gehalt zufrieden. Er habe sich für die IT-Branche entschieden, weil er dort ein relativ hohes Gehalt bekomme. Heutzutage recherchierten Studenten umfassend und absolvierten mehrere Praktika, bevor sie sich nach ihrem Abschluss für einen zukünftigen Arbeitgeber entschieden, so Liang weiter, der seinen Abschluss an der Chinesischen Volksuniversität macht. „Die meisten Studenten haben eine klare Vorstellung davon, was sie am meisten von einem Job erwarten, und wir wägen gründlich ab, bevor wir zu einer endgültigen Entscheidung kommen.“