(Foto: VCG)
Am frühen Morgen in der alten Gemeinde Pingle der Stadt Qionglai in Chengdu in der südwestchinesischen Provinz Sichuan beginnen die Bewohner schon mit der Eisenverarbeitung und dem Bambusflechten. Diese alte Gemeinde, die schon in der Westlichen Han-Dynastie vor rund 2150 Jahren gestaltet worden ist, ist heute immer noch voller Leben.
You Wei, der Überlieferer des Bambusflechtens auf Keramiken, ist hier geboren und aufgewachsen. Er arbeitet wie immer mit einer Handvoll Bambus-Drähten an einem Werk. Seine Hände bewegen sich schnell, kräftig und präzise. Seine Aufgabe ist es heute, halbfertige Produkte für die Kinder, die bald zu ihm kommen und das Bambusflechten auf Keramiken probieren werden, herzustellen, um ihnen ihren ersten Versuch zu erleichtern. You Wei entwirft neue Produkte, organisiert Kurse und teilt seine Techniken mit anderen. Er sagt: „Früher gingen viele Menschen aus der Gemeinde, um an der Küste als Wanderarbeiter zu arbeiten. Damals war die Wirtschaft in der Gemeinde nicht gut und die Industrie des Bambusflechtens wurde auch negativ beeinflusst. Niemand kam in die Gemeinde, um diese Technik zu lernen und die Produkte konnten nicht verkauft werden. Nun ist die Gemeinde ein beliebtes Reiseziel geworden. Immer mehr Touristen sind zu uns gekommen, was den Umsatz der Produkte gesteigert hat. Viele Menschen, die früher als Wanderarbeiter gearbeitet haben, haben gesehen, dass man durchs Bambusflechten nicht nur Geld verdienen, sondern auch sich um seine Familie kümmern kann. Deshalb sind sie zurückgekehrt.“
Im Jahr 2008 wurde das Bambusflechten auf Keramiken in Qionglai in die Liste der repräsentativen Projekte des staatlichen immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Im selben Jahr wurde das Studio von You Wei eröffnet. Im Jahr 2018 wurde sein Dorf Yuwangshequ, das der Gemeinde Pingle untersteht, in die Liste der traditionellen chinesischen Dörfer aufgenommen und erhält seit dem darauffolgenden Jahr finanzielle Unterstützung von der Zentralregierung. You Wei findet, dies zeige, dass die abstrakte „Kunstmarke“ von da an durch eine konkrete „geografische Marke“ unterstützt werde. Sein Dorf ist bekannter geworden, was die dortigen Künstler von Kunsthandwerken auch zugutekommt. Bislang beschäftigen sich rund 200 Haushalte in der Gemeinde mit dem Bambusflechten. „Der Schutz der Dörfer ist auch der Schutz der Kultur. Ich freue mich sehr, zu sehen, dass immer mehr Touristen zu uns kommen“, sagt You Wei.
Ein Dorfbewohner sagt: „Viele Häuser hier wurden in der Qing-Dynastie vor rund 400 Jahren gebaut. Sie sehen zwar sehr alt aus, sind aber in Wirklichkeit stabil, erdbebensicher und wasserfest. Im Winter sind sie warm und im Sommer kühl. Die Weisheit der alten Menschen war so wunderbar.“ Im Jahr 2019 hat das Finanzamt und das Amt für Wohnungswesen und Stadt- und Landentwicklung der Provinz Sichuan Sondermittel für die Verbesserung der Umwelt in den Dörfern bereitgestellt. Das Dorf Yuwangshequ bekam 2,7 Millionen Yuan RMB, um die Umwelt seines Markts für landwirtschaftliche Produkte und das Regen- und Abwassernetz des Dorfs zu verbessern.
(Foto: VCG)
Im Dorf gibt es einen gut erhaltenen Baukomplex der alten Straßen aus der Ming- und Qing-Dynastie mit einer Fläche von 235.400 Quadratkilometer, wie die Changqing-Straße, die alte Yuwang-Straße und die Fuhui-Straße. Neben den Gebäuden und den Straßen hat das Dorf Yuwangshequ viele alte Sitten und Gebräuche gut erhalten, wie den traditionellen Jahrmarkt, die Theater auf der alten Theaterbühne sowie die Theaterstücke im alten Teehaus. Yang Yun, Parteisekretärin des Dorfes Yuwangshequ, sagt stolz: „Ich finde, der Schutz der alten traditionellen Dörfer besteht aus dem Schutz von alten Bräuchen, historischen Gebäuden, wichtigen Relikten und der Kultur.“ In Zukunft werde die Gemeinde eine Gruppe von Handwerkern für die Restaurierung von historischen Gebäuden für die Instandhaltung der alten Gebäude bilden. Zum Schutz ihrer Kultur würden in ihrem Dorf acht kleine Läden eröffnet, die die Erlebnisse wie Eisenverarbeitung und Bambusflechten anbieten, und traditionelle Veranstaltungen wie Flusslaternen-Segen und River-Rafting auf Bambus-Floß organisiert werden.
Es gibt landesweit insgesamt 6.819 Dörfer in der Liste der traditionellen chinesischen Dörfer. 333 Dörfer, nämlich fünf Prozent davon, befinden sich in der Provinz Sichuan. Die Provinz will den Schutz der traditionellen Dörfer in der Zukunft weiter tatkräftig vorantreiben.