Eine der wichtigsten Aufgaben, die die Menschheit vor der Landung bemannter Raumschiffe auf der Oberfläche des Mars lösen muss, besteht darin, auf dem kargen, rötlichen Planeten nutzbares Wasser zu finden.
Ein kürzlich von chinesischen Wissenschaftlern erzieltes Forschungsergebnis, das auf der Grundlage von Daten des chinesischen Marsrovers „Zhurong“ erhalten wurde, könnte dieses Ziel näher rücken lassen.
Einem Forscherteam des Nationalen Forschungszentrum für Weltraumwissenschaften bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zufolge haben sie nach der Analyse von Kurzwellen-Infrarot-Spektraldaten des Rovers hydratisierte Silikate und Sulfate im Amazonischen Terrain an der Landestelle von „Zhurong“ im südlichen Teil eines Einschlagbeckens namens Utopia Planitia identifiziert.
Diese hydratisierten Mineralien sind demnach mit hellen Gesteinen assoziiert und könnten als lokal entstandene Durikrusten interpretiert werden. Diese lithifizierten Durikrusten sind vermutlich durch reichlich flüssiges Wasser gebildet worden, entweder durch aufsteigendes Grundwasser oder durch das Schmelzen von unterirdischem Eis. In einem von den Wissenschaftlern verfassten Bericht, der unlängst in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht wurde, hieß es, die an der Landestelle von „Zhurong“ identifizierten In-situ-Beweise für wässrige Aktivitäten deuteten auf eine aktivere Hydrosphäre auf dem Mars hin als bisher angenommen.
Liu Yang, Wissenschaftler vom Staatlichen Schlüssellabor für Weltraumwetter des Nationalen Zentrums für Weltraumwissenschaften und Hauptautor der Studie, sagt, die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass flüssiges Wasser während der Amazonas-Epoche, die vor etwa drei Milliarden Jahren begonnen habe und immer noch andauere, aktiver gewesen sein könne als bisher angenommen. „Es gibt wahrscheinlich eine große Menge an nutzbarem Wasser in wasserhaltigen Mineralien rund um den Landeplatz von ‚Zhurong‘ sowie in den weiten Gebieten im nördlichen Tiefland des Roten Planeten. Diese Ressource kann für künftige bemannte Erkundungen auf dem Mars genutzt werden.“
Der Marsrover „Zhurong“ ist das Kernstück von „Tianwen-1“, der ersten interplanetaren Mission Chinas. Gleichzeitig handelt es sich dabei um das sechste Fahrzeug auf dem Roten Planeten nach fünf Rovern aus den Vereinigten Staaten. Den Forschern zufolge ist es „Zhurongs“ Aufgabe, die Landformen des Mars, geologische Strukturen, Bodeneigenschaften, mögliche Wasser- und Eisvorkommen, atmosphärische und ökologische Eigenschaften sowie magnetische, Gravitations- und andere physikalische Felder zu untersuchen.
Der 1,85 Meter hohe und 240 Kilogramm schwere Rover arbeitet bereits seit fast einem Jahr auf dem Mars und hat damit seine geschätzte dreimonatige Nutzdauer weit überschritten. „Zhurong“ habe fast 2.000 Meter zurückgelegt und eine Vielzahl von Daten gesammelt, so die Missionskontrolleure der Nationalen Weltraumbehörde. Erstaunlicherweise habe der Rover immer noch genügend Energie und sei in gutem Zustand.