Wenn es dunkel wird, erwacht der Antiquitäten-Markt in der südchinesischen Metropole Guangzhou zum Leben. Die Standbesitzer breiten ein quadratisches Tuch auf dem Boden aus und stellen alte Möbel, alte Radios, Geschirr aus der Ming- oder Qing-Dynastie, Antiquitäten, Gemälde, Kalligraphie usw. zum Kauf bereit.
Wu Kaisi ist im Jahr 1995 geboren und hat an der Uni Jura studiert. Nach dem Uniabschluss sucht er nicht wie seine Mitstudenten eine Arbeit im Jura-Bereich. Er ist von alten Gegenständen fasziniert und hat begonnen, sie zu sammeln, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bis heute hat er Zehntausende von Gegenständen gesammelt.
Der erste alte Gegenstand, den Wu Kaisi sammelte, war eine Weinflasche aus Ton mit der Aufschrift „Alte Stadt Guilin“, die er während seiner Reise nach Guilin im Jahr 2014 auf einem Flohmarkt kaufte. Seiner Meinung nach war es sinnvoller, diese Flasche mit nach Hause zu nehmen, als ein massenproduziertes Touristensouvenir zu kaufen.
Diese Reise öffnete ihm die Tür zur Welt der alten Dinge. In jeder Stadt, die er besuchte, achtete er darauf, die örtlichen Flohmärkte zu besuchen. Während seines letzten Studienjahres reiste er für einen Monat in die USA und durchstöberte dort Secondhand-Läden in Chicago, New York, Los Angeles und San Francisco.
„Das war das erste Mal, dass ich erfuhr, dass die Gebrauchtwaren so gefragt sind. Und man kann sogar als Sammler von Gebrauchtwaren arbeiten.“ So Wu Kaisi.
Nach seiner Rückkehr aus den USA machte sich Wu Kaisi auf die Suche nach Antiquitätenmärkten in Guangzhou und verbrachte zwei Wochen vor Ort, um die zwölf bestehenden Märkte in Guangzhou zu erkunden und Wissenwertes in einer Liste festzuhalten. Auf einigen Märkten wurde er Stammkunde.
Wu erzählte, dass er einmal ein großes Paket mit Briefen erhalten habe, in denen das Leben einer Person von der frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter aufgezeichnet sei. „Nachdem ich den Inhalt der Briefe ins Internet gestellt hatte, rechnete ich nicht damit, dass die Besitzerin der Briefe sie sehen und mir sagen würde, dass sie von ihren Verwandten achtlos weggeworfen worden seien. Sie fragte mich, ob sie die Briefe zurückkaufen könne, und ich gab sie ihr als Geschenk sofort.“
Viele hätten ihn gefragt, was der Sinn dieses Berufs sei. Dazu antwortete Wu: „Ich möchte etwas aufbewahren, was jemand aufgegeben hat, damit sein Wert für immer weitergegeben wird. Es kann in meinem Raum für alte Sachen ausgestellt werden oder es kann etwas werden, das einer anderen Person gefällt.“