In Zeiten von COVID-19 sind die Jobaussichten von Hochschulabsolventen alles andere als rosig. Dies ist auch in Shanghai der Fall. Doch die lokale Regierung versucht, Abhilfe zu schaffen.
Wu Hongxia, die gerade ihr Biochemie-Studium an der Pädagogischen Universität Ostchinas in Shanghai beendet hat, sagt: „Ich möchte Biologielehrerin an einer Mittelschule werden. Die Schule, bei der ich mich beworben habe, bat mich, ein Video hochzuladen, in dem ich im Labor unterrichte.“ Biologieabsolventen seien in der Vergangenheit wegen des hohen Gehalts und des guten Arbeitsumfelds lieber zu biopharmazeutischen Unternehmen gegangen, um dort Forschung und Entwicklung zu betreiben, so Wu weiter. Doch in diesem Jahr hätten die Biologiestudenten fast ausnahmlos Biologielehrer zu einem wichtigen Berufswunsch gemacht. „Wir haben herausgefunden, dass man als Lehrer auch während der Pandemie bezahlt werden kann, aber es ist nicht immer möglich, in einem Unternehmen zu arbeiten.“
Ein Manager eines Unternehmens für Hautpflegeprodukte aus der Stadt Deqing in der an Shanghai angrenzenden Provinz Zhejiang, erklärt, viele Unternehmen in Zhejiang hätten Online-Kanäle für Bewerbungsgespräche für Hochschulabsolventen aus Shanghai eröffnet. Dennoch habe die Zahl der Unternehmen, die weiterhin Arbeitsplätze für Hochschulabsolventen zur Verfügung stellen könnten, in diesem Jahr deutlich abgenommen, vor allem in der Import- und Exportindustrie. „Durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ist eine ganze Menge Geschäft verloren gegangen. Selbst die angestellten Mitarbeiter denken darüber nach, abzuspringen. Davon neue Leute einzustellen, ist da gar keine Rede.“
Um dem Problem entgegenzuwirken, bemüht sich die Stadtregierung Shanghai eigenen Angaben darum, die Beschäftigungsfähigkeit von den Hochschulabsolventen zu verbessern, deren Aussichten auf einen Arbeitsplatz durch die derzeitige COVID-19-Pandemie beeinträchtigt sind.
Angaben des stellvertretenden Bürgermeisters von Shanghai, Chen Qun, zufolge gibt es in Shanghai in diesem Jahr 227.000 Hochschulabsolventen, von denen 36,5 Prozent bis zum 6. Mai einen Arbeitsplatz gefunden haben. Der Wert liege zwar um 10,03 Prozentpunkte höher als im gleichen Zeitraum von 2020, als COVID-19 gerade ausgebrochen war, aber um 6,54 Prozentpunkte niedriger als 2021, so Chen weiter. Die Hochschulabsolventen seien derzeit einem „enormen Druck“ ausgesetzt.
Die Stadtregierung werde daher günstige Maßnahmen einführen, um die Beschäftigungsquote von Hochschulabsolventen zu erhöhen, zum Beispiel die Freigabe von mehr Stellen für Berufseinsteiger, Steuerbefreiung und Subventionen für die Sozialabsicherung sowie Vorzugsdarlehen für Unternehmensgründungen.
Die in Shanghai ansässigen staatlichen Unternehmen sollen demnach mindestens die Hälfte der neu zu besetzenden Stellen für Hochschulabsolventen aus Shanghai bereitstellen, während Beamte und öffentliche Einrichtungen sich ebenfalls auf die Einstellung von Hochschulabsolventen konzentrieren sollten.
Die Stadtverwaltung wird dem Vize-Bürgermeister zufolge mehr Stellen in der Freihandelszone sowie in den „fünf neu gegründeten Städten“ Shanghais – Jiading, Qingpu, Songjiang, Fengxian und Nanhui – ausloten und vermitteln.
Zudem hat die Stadtregierung zugesagt, keine Mühen zu scheuen, um Online-Jobbörsen zu veranstalten. Seit März wurden rund 200.000 Stellenanzeigen online veröffentlicht. Im Rahmen der bis August dauernden Veranstaltung würden auch Beschäftigungsressourcen aus benachbarten Provinzen und Städten angezapft, so Chen Qun.