Mit dem Beginn des kommenden Schuljahres erhalten Schüler in chinesischen Grund- und Mittelschulen mindestens einmal die Woche einen Unterricht, in dem sie grundlegende Haushaltsfertigkeiten wie Putzen und Kochen sowie modernste Technologien wie 3D-Druck und Laserschneiden erlernen.
Das chinesische Bildungsministerium hat kürzlich einen neuen Lehrplanstandard für die Arbeitserziehung während der Pflichtschuljahre veröffentlicht, der folgende Aufgaben vorsieht: Alltägliche Aufgaben wie Putzen, Aufräumen, Kochen und die Verwendung und Wartung von Haushaltsgeräten sowie produktive Arbeit wie Landwirtschaft, traditionelle Handwerke und Erfahrung mit und die Anwendung von neuen Technologien. Dazu zählt auch die Teilnahme an Sozialarbeit, einschließlich ehrenamtlicher Arbeit.
Grundschüler in der ersten und zweiten Klasse müssen demnach grundlegende Reinigungsarbeiten durchführen, Gemüse waschen und Obst schälen sowie erlernen, eine oder zwei Arten von Pflanzen oder Kleintieren zu züchten.
Dritt- und Viertklässler sollten ihre Klassenzimmer putzen sowie ihre Unterwäsche, Socken und Schuhe waschen. Zudem sollen sie erlernen, wie man kalte Speisen zubereitet und Haushaltsgeräte benutzt.
Fünft- und Sechstklässler sollen zwei oder drei Gerichte zubereiten können, zum Beispiel Spiegelei oder Rührei mit Tomate.
Schüler der Mittelschule sollen drei oder vier Gerichte selbständig zubereiten, ein oder zwei traditionelle Handwerksberufe erlernen und ein oder zwei Arten von Industriearbeit, neuen Technologien, modernen Dienstleistungen oder Freiwilligenarbeit kennen lernen.
Der neue Lehrplan sieht auch die Einführung einer Arbeitswoche vor, die außerschulische, kontinuierliche und intensive Aktivitäten umfasst, und in jedem Schuljahr stattfindet.
Gefordert wird außerdem die Beteiligung der Familien an der Arbeitserziehung der Schüler. Die Schulen sollen verschiedene Mittel einsetzen, um den Eltern die Bedeutung der Arbeitserziehung vor Augen zu führen und ihnen bei der Erstellung von Haushaltsplänen zu helfen, um die Unabhängigkeit der Schüler zu erhöhen.
Der neue Lehrplan wurde in den sozialen Medien ausgiebig diskutiert. Zahlreiche Internetnutzer begrüßten die Aufnahme von solchem Unterricht und sagten, es sei notwendig, jungen Schülern grundlegende Fähigkeiten zu vermitteln. Einige bedauerten, dass sie diese Fähigkeiten während ihrer Schulzeit nicht erlernt hätten.
Yang Jianping, die Mutter eines Erstklässlers in Beijing, sagt, sie unterstütze es sehr, Schülern solchen Unterricht zu geben, damit sie die für das Leben notwendigen technischen und beruflichen Fähigkeiten erlernten. Die Schulleiterin ihres Sohnes bitte die Schüler, die Klassenzimmer zu reinigen und Desinfektionstücher zu benutzen, um die Tische, Stühle und Böden zu säubern. Zuhause fordere sie ihren Sohn dazu auf, bei der Zubereitung einfacher Gerichte zu helfen. Sie habe ihn zudem in den Winterferien zum Gemüseanbau im Garten seiner Großmutter auf dem Land mitgenommen, so Yang. „Er ist sehr daran interessiert, Gemüse anzupflanzen. Per Videochat kommuniziert er jeden Tag mit seiner Großmutter, um den Gemüseanbau täglich zu verfolgen.“
Xiong Bingqi, Direktor des 21st Century Education Research Institute, erklärt, es seien mehr Aufsicht und Regulierung notwendig, um sicherzustellen, dass lokale Regierungen und Schulen genügend Ressourcen und Lehrer für die Arbeitserziehung bereitstellten und genügend Kurse anböten. Arbeitserziehung erfordere außerdem die Beteiligung der Familie, doch viele Eltern legten nur Wert auf akademische Bildung und vernachlässigten andere Formen der Bildung.