Ein dreizehn Jahre verspätetes Dankeschön

2022-05-12 11:50:09

Am 12. Mai 2008 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 8 den Bezirk Wenchuan in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Jiang Wei, der aus der Provinz stammt, hat damals als Freiwilliger für ein Rettungsteam gearbeitet. Für ihn war die Rettung einer israelischen Frau damals ganz natürlich, aber trotzdem freute er sich ja auch sehr nach langer Zeit, Maayan Sebbag per Videolink wieder zu treffen und ihren herzlichen Dank entgegenzunehmen.

Maayan ist im Jahr 2006 nach China gekommen, um Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) zu studieren. Vor dem Abschluss des Studiums in China wollten sie und ihr Mitstudentinnen noch etwas von China erleben, deshalb fuhren sie nach Dujiangyan. Maayan wurde bei dem Erdbeben schwer verletzt. Jiang Wei fand sie und begleitete sie 12 Stunden lang, bis sie schließlich medizinisch versorgt werden konnte.

Während des Bebens wurde Maayans Kiefer von einem fliegenden Stein verletzt, so dass sie weder sprechen noch essen konnte. In den 12 Stunden, die sie bei Jiang war, konnte sie nicht mit ihm sprechen. Sie konnte sich nicht einmal mit Worten bei Jiang bedanken, als sie mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde.

In der Videobesprechung konnte sie dem Mann, der sie gerettet hatte, endlich nach 13 Jahren „Danke“ sagen.

Zwei Tage nach dem Beben, am frühen Morgen, fand Jiang Maayan auf der Straße seiner Heimatstadt und beschloss, sie an einen Ort zu bringen, an dem sie medizinisch versorgt werden konnte. „Sie hatte ein T-Shirt um ihren Kopf gebunden, um ihren schwer verletzten Kiefer zu stabilisieren“, erinnert er sich.

Der Anfang war der schwierigste Teil der Reise. Normalerweise brauchte Jiang nur eine Stunde, um den Bergabschnitt der Straße zu Fuß zurückzulegen. Aber Maayan konnte nicht allein gehen und musste sich auf Jiang und ein anderes israelisches Mädchen, das sie begleitete, verlassen. Sie brauchten sechs Stunden. Um zu verhindern, dass Maayan dehydriert, fütterte Jiang sie nach und nach mit dem Deckel einer Wasserflasche. „Ich hatte Angst, dass wir an diesem Tag nicht mehr rauskommen könnten und die Nacht auf dem Berg verbringen müssten“, sagte Jiang. Auf dem Gipfel des Berges zu schlafen, wäre wegen der ständigen Nachbeben und der Erdrutsche gefährlich gewesen.

Glücklicherweise trafen sie unterwegs viele warmherzige Menschen, darunter Jiangs Onkel und Maayans israelische Klassenkameraden. Die Gruppe erreichte die Straße noch vor Einbruch der Dunkelheit, und ein Krankenwagen holte Maayan ab.

Seitdem sind dreizehn Jahre vergangen, und Maayan ist bereits Mutter von drei Kindern, Jiang Wei hat auch zwei Kinder. Im April sah sie in den sozialen Medien, dass das israelische Generalkonsulat in Chengdu einige Computer an eine Mittelschule in Wenchuan gespendet hatte, und sie postete ihre Geschichte unter dem Artikel. Ihr Kommentar wurde von vielen gelesen, die das Beben erlebt hatten, und Jiang wurde als Maayans Retter identifiziert.

„Ich bin sehr glücklich zu wissen, dass Maayan sich erholt hat und eine eigene Familie hat“, sagte Jiang.

„Liebe und gegenseitige Hilfe können Rassen- und Sprachgrenzen überwinden“, sagte Maayan.

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