Foto:VCG
Wenn Freunde Sie fragen, was es in Ihrer Heimatstadt Interessantes gibt, fehlen Ihnen dann die Worte oder fallen Ihnen nur die bekannten Orte ein? Wären Sie bereit, einen Nachmittag mit einem Fachmann zu verbringen und Ihre Heimatstadt auf eine andere Weise kennenzulernen?
In den vergangenen zwei Jahren sind lokale Touren aufgrund der COVID-19-Pandemie in China zum Mainstream geworden. Zahlreiche junge Menschen geben sich nicht mehr damit zufrieden, herumzulaufen oder einfach nur die natürliche Schönheit einer Stadt zu genießen. Eine neue Form des Tourismus vor der Haustür – der Stadtrundgang – wird in chinesischen Städten derzeit immer beliebter. Viele Leute haben auch für die kommenden Maifeiertage einen geführten Rundgang durch ihre Stadt geplant.
Die Teilnehmer der Stadtrundgänge in vielen chinesischen Städten sind inzwischen nicht nur Besucher aus anderen Gebieten. Immer mehr Einheimische machen sich auf diese Weise mit ihrer Heimatstadt neu vertraut.
Die in Beijing lebende Tian Yuan sagt: „Obwohl wir alle in Beijing leben, wissen wir eigentlich nicht viel über die Stadt.“ Sie sei süchtig nach solchen Mini-Touren, seitdem sie 2021 an einigen Stadtrundgängen teilgenommen habe. Einige der Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise die Verbotene Stadt, die der Öffentlichkeit gut bekannt seien, könnten bei einer normalen Führung alle gleich erklärt werden. Die Führer der Stadtrundgänge hätten die Verbotene Stadt jedoch besser erforscht und verstünden sie besser, sodass sie einen anderen Weg einschlügen und andere Geschichten erzählten, was sehr interessant sei, so Tian weiter.
Qi Jia nennt ihre Heimatstadt Changsha in der Provinz Hunan „die vertrauteste Fremde“. Nachdem sie nach 16 Jahren außerhalb nach Changsha zurückgegangen ist, nimmt sie ihr 2,5-jähriges Kind gerne zu Veranstaltungen mit. Sie mag vor allem die schöne Zeit, die sie mit den verschiedenen Teilnehmern der Touren verbringt.
Vor fünf oder sechs Jahren nahm Gao Damin, der Gründer der Reiseagentur Hangzhou Art Travel Culture, während eines Auslandsaufenthalts intensiv an Stadtrundgängen teil. Er erklärt, jede Stadt habe ihre eigene Geschichte, ihr kulturelles Erbe und ihre Kunststätten, die alle nach kulturellen Inhalten durchforstet und dann in Produkte oder Aktivitäten umgewandelt werden könnten. In Städten mit einem vielfältigen kulturellen Erbe und einer großen Bevölkerung sei es leichter, nachhaltige Projekte zu verwirklichen. Das Unternehmen habe heute Büros in Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen und Hangzhou. Der direkte Nutzen von Stadtrundgängen sei sehr begrenzt. Er hoffe jedoch, „Menschlichkeit“ in Form von Stadtrundgängen in den modernen Lebensstil zu integrieren und die wertvollen städtischen Erinnerungen zu bewahren, die im Zuge der Stadtentwicklung verschwinden würden, so Gao.