Die Lis sind eine alte ethnische Gruppe auf Hainan. Die mehr als 1,5 Millionen Angehörigen der Li machen über 15 Prozent der gesamten Einwohner der Provinz aus. Die Lis haben zwar ihre eigene Sprache, aber keine eigene Schrift. Ihre Kultur und Tradition sind bis heute mündlich überliefert worden.
Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts lebten rund 800.000 Angehörige der Li noch in den traditionellen bootförmigen Häusern. 1992 wurde in Hainan ein Projekt zur Verbesserung der Wohnbedingungen der Li durchgeführt, viele Angehörige der Li haben dadurch ihre traditionellen Wohnungen verlassen, die niedrig und dunkel waren. Bis Ende 2010 nahmen alle Angehörigen der Li endgültig Abschied von den traditionellen Strohhäusern und sind in moderne Wohnungen eingezogen. Gegenwärtig sind nur in den Dörfern Chubao und Baicha, die unter Denkmalschutz auf Provinzebene stehen, die traditionellen Wohnhäuser der Li erhalten geblieben.
Wissenschaftlichen Studien zufolge sind bootförmige Häuser ein materieller Zeuge des Übergangs von der Urgesellschaft zur Agrargesellschaft.
Das Dorf Chubao liegt am Berghang und steht unter Denkmalschutz der Provinz Hainan. 2010 war dank finanzieller Unterstützung der lokalen Regierung in der Nähe des alten Dorfes ein neues Dorf entstanden, in dem alle 400 Dorfbewohner von 76 Haushalten in zweistöckige Wohnungen eingezogen waren. Dadurch konnten die Lebensbedingungen der Dorfbewohner erheblich verbessert werden.
Dorfbewohner Wang Shiqi sagte: „Alle Dorfbewohner fühlen sich sicherlich eng verbunden mit dem alten Dorf, in dem unsere Vorfahren von Generation zu Generation gelebt haben. Was die Bequemlichkeit betrifft, so ist es im Sommer kühler in den Strohhäusern, im Winter ist dort die Zugluft aber ganz unerträglich. So ist für uns eine Rückkehr in die Strohhäuser heute unvorstellbar!“
Die Raumstruktur, die architektonischen Besonderheiten und die Bautechnik der traditionellen Strohhäuser der Li spiegeln die Intelligenz dieser ethnischen Gruppe wider, die Natur zu respektieren und die Naturressourcen optimal zu nutzen.
Wie können die bootförmigen Häuser als Träger der traditionellen Kultur der Li besser geschützt und an die kommenden Generationen weitergegeben werden?
Chen Rongchuan, Leiter des Kulturamts der Stadt Dongfang, erläutert: „Die Zeit entwickelt sich weiter und eine Rückkehr in die Strohhäuser ist für die Angehörige der Li heute unmöglich. Die Strohhäuser der Li können zum Denkmal werden, damit die kommenden Generationen wissen, dass ihre Vorfahren einst in solchen Häusern gelebt haben.“
Wie Chen Rongchuan weiter mitteilte, werden die traditionellen Li-Dörfer als noch „lebendige“ Zeugen der Kultur dieser ethnischen Gruppe zu touristischen Attraktionen gemacht werden, um Besucher anzuziehen und den lokalen Tourismus zu fördern.