Ernährungssicherheit: China fördert Saatgut-Industrie

2022-04-20 08:00:00

Seit Jahren wird das Saatgut für Agrarkulturen von chinesischen Behörden immer wieder erwähnt und ist allmählich zu einem heißen Thema in der Öffentlichkeit geworden. Wie kam China auf die Idee der „Wiederbelebung von Getreidesaatgut“? Und wie soll dieses Ziel erreicht werden?

Song Min, Forscher am Institut für landwirtschaftliche Ressourcen der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften, erklärt, die landwirtschaftliche Produktion sei in erster Linie vom Saatgut abhängig, das der interne Faktor sei, der den Ernteertrag bestimme, während Düngemittel, Wasser und Boden allesamt externe Faktoren seien.

„Gegenwärtig ist die landwirtschaftliche Entwicklung Chinas immer mehr Einschränkungen unterworfen: Die Anbauflächen sind begrenzt, die Böden degradiert und das Potenzial zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktionskapazität durch andere Mittel wird immer geringer. Statistiken zeigen, dass der Beitrag guten Saatguts zur Steigerung der Getreideproduktion derzeit bei 45 Prozent liegt. Daher ist der grundlegende Weg und das Herzstück der künftigen Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion lediglich das Saatgut”, so Song weiter.

Deng Guanglian, stellvertretender Präsident der China Seed Association, sagt, die Welt erlebe derzeit einen großen Wandel, wie es ihn seit einem Jahrhundert nicht mehr gegeben habe. Instabilitäten wie die COVID-19-Pandemie und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hätten die globale Ernährungssicherheit in Frage gestellt. „Die Gewährleistung der Ernährungssicherheit hängt in erster Linie von der Saatgut-Industrie ab.“

China misst offiziellen Angaben zufolge der Sammlung und Bewahrung von Keimplasma-Ressourcen wie Saatgut große Bedeutung bei und verfügt derzeit über 520.000 Exemplare. Damit liegt die Volksrepublik hinter den USA, die 550.000 Exemplare besitzen, weltweit auf Platz zwei. Vor allem beim Getreidesaatgut handelt es sich im Wesentlichen um „chinesisches Saatgut“. Das Niveau der Zucht und Produktion von Reis und Weizen gehört zur Weltspitze.

Während die chinesische Saatgut-Industrie stetig wächst, gibt es Agrarexperten zufolge jedoch auch Herausforderungen. „Zum Beispiel ist die Produktion von Mais und Sojabohnen im Vergleich zu den USA immer noch gering. Außerdem gibt es bei vielen der Keimplasma-Ressourcen Chinas Mängel. Die Keimplasma-Ressourcen von Sojabohnen, Mais, High-End-Gemüse, Zuckerrohr und Fleisch sind immer noch von Importen aus dem Ausland abhängig“, sagt Deng Guanglian. Chinesische Saatgut-Unternehmen seien eher klein und weit verstreut. Landesweit gebe es aktuell mehr als 6.000 Saatgut-Unternehmen. Die Industrie-Konzentration sei in diesem Zusammenhang nicht hoch, während ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeiten schwach seien. Deshalb sei es schwierig, bahnbrechende Saatgut-Sorten zu entwickeln, so Deng weiter.

Statistiken zufolge haben von den mehr als 6.000 Saatgut-Unternehmen nicht einmal 100 die Fähigkeit zur Forschung und Entwicklung.

Song Min erklärt: „Um das Problem der Innovationskraft zu lösen, müssen wir einen entsprechenden Mechanismus einrichten und mehr gesellschaftliche Ressourcen mobilisieren, die sich daran beteiligen. Die Saatgut-Züchtung darf sich nicht wie bisher ausschließlich auf Forschungseinrichtungen stützen, sondern muss die Rolle der Unternehmen voll ausspielen, sie zu Investitionen ermutigen und gleichzeitig den Schutz der geistigen Eigentumsrechte verstärken, um die Innovationskraft der gesamten Gesellschaft zu verbessern.“

Im Jahr 2021 veröffentlichte China den Aktionsplan für die Wiederbelebung der Saatgut-Industrie, der „Saatgut-Sicherheit“ eindeutig zu einer nationalen Sicherheitsstrategie gemacht, Innovationen und Forschung in der Saatgut-Industrie energisch gefördert sowie die Entwicklung von hochwertigen Saatgutunternehmen unterstützt hat. Im Jahr 2017 übernahm ChemChina offiziell das multinationale Saatgutunternehmen Syngenta. Song Min sagt, durch die Übernahme würden die Saatgut-Innovationen und das fortschrittliche Erfahrungsmodell von Syngenta in China lokalisiert, was eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Saatgut-Industrie spiele.

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