Der Flaggschiff-Supermarkt Carrefour am Beijinger Zhongguancun-Platz hat seinen Betrieb eingestellt. Und damit ist er nicht der einzige. Statistiken zufolge haben 13 inländische Supermarktunternehmen seit 2021 mehr als 100 Geschäfte geschlossen. Vor einigen Jahren noch lockten die Supermärkte die Kunden mit ihrer „One-Stop-Shopping“-Option, doch dieser Vorteil ist inzwischen verschwunden.
Bei seiner Eröffnung im Jahr 2004 war der Carrefour am Zhongguancun-Platz mit einer Fläche von 11.600 Quadratmetern der größte Supermarkt Asiens. Das Einkaufsviertel Zhongguancun, in dem das Geschäft lag, ist eigentlich immer gut besucht. Warum also musste der Supermarkt seine Türen schließen?
Die Kaufgewohnheiten der Chinesen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert und der Einkauf in Supermärkten ist mit einem relativ hohen Zeitaufwand verbunden. Außerdem haben die Verbraucher nun mehr Möglichkeiten, um günstigere Waren zu kaufen.
Bei seinem Markteintritt in China im Jahr 1995 hat Carrefour die Ära des „One-Stop-Shopping“-Supermarkts begonnen. Da sich die chinesische Einzelhandelsbranche jedoch weiterentwickelt und die Verbrauchernachfrage weiter steigt, ist der Einzelhandelsriese in seiner Entwicklung auf einen Engpass gestoßen. Angaben des Chinesischen Verbands für Kettengeschäfte und Franchise (CCFA) zufolge lag die Zahl der Carrefour-Geschäfte in China im Jahr 2016 bei 319 und ist bis 2020 auf 228 zurückgegangen. Eine Mitteilung der Suning Commerce Group von Februar 2022 als Antwort auf ein Schreiben der Börse Shenzhen zeigte, dass Carrefour China allein in der zweiten Jahreshälfte von 2021 sieben Märkte geschlossen hat. Die Gesamtbetriebsleistung von Carrefour China ging 2021 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent zurück. In der Mitteilung hieß es, dass das Hauptgeschäft von Carrefour China durch viele Faktoren beeinträchtigt werde, wie die Ausweitung des Gruppenkaufs zu Niedrigpreisen, die Verlangsamung des Konsumwachstums und die wiederkehrenden Wellen der COVID-19-Pandemie.
Brauchen die Menschen im Internetzeitalter wirklich keine realen Supermärkte mehr? Auf Social-Media-Plattformen gibt es heutzutage immer noch viele Benutzer, die gerne in Supermärkten einkaufen gehen. Ihre Lieblingsziele sind die aufstrebenden Großhandelsmärkte mit Mitgliedschaftsbasis. Im Mai 2021 wurde in Beijing der erste lokale Mitgliedsgroßhandel für Frischwaren namens Fudi eröffnet. Daten von Fudi von Januar zufolge hat das Geschäft bereits 60.000 Mitglieder. Lai Yang, Chefexperte des Forschungszentrums des Beijing International Trade Centers, erklärte, der Hauptgrund für die Beliebtheit der Großhandel liege nicht in ihrer Form, sondern in den Vorteilen personalisierter Produkte wie Frischwaren.
Frau Liu ist eine junge Mutter und hat Mitgliedskarten für drei Großhandel: Sam's, Fudi und Metro. 2021 hat sie Zehntausende Yuan RMB (umgerechnet etwa 1440 Euro) in den drei Geschäften ausgegeben. Sie ist mit den Merkmalen der einzelnen Marken vertraut: Fudi hat eine große Auswahl an Gemüse und Obst zu günstigen Preisen. Metro hat viele importierte Meeresfrüchte. Die Geschäfte von Sam's haben viele hausgemachte Lebensmittel wie Kuchen und Brathähnchen.
Um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, müssen normale Supermärkte also auch eine sorgfältige Auswahl kostengünstiger Qualitätsprodukte treffen.