Meditation ist eine Art von Training, genauso wie auch der Besuch im Fitnessstudio. Allerdings wird hier statt dem Körper die mentale Kraft trainiert. Während Fitnesstraining den Körper funktionsfähig halten soll, soll Meditation dem Gehirn Energie zuführen und die mentale Gesundheit fördern. Im Westen hat sich Meditation in den vergangenen Jahren als eine wirksame Übung zur Bekämpfung von Ängsten erwiesen. Aber warum ist Meditation in China noch kein Teil des Mainstreams?

Mit dem Druck eines schnellen und modernen Lebens in China ist der Kampf gegen die weit verbreitete soziale Angst zu einem sehr realen und dringenden Thema geworden. In den vergangenen zehn Jahren wurden daher immer mehr Wege der Meditation in China eingeführt und von Chinesen ausprobiert. Wirklich durchsetzen konnte sich aber keiner.

Die App Tide wurde 2016 veröffentlicht. Fast zeitgleich wurde eine ähnliche App namens NOW Meditation auf den Markt gebracht. Tide ist eine einfache, neuartige und leicht zu bedienende App, die bereits von Millionen von Menschen heruntergeladen wurde, allein 36,2 Millionen Mal aus dem Huawei App Store. Naturgeräusche und Klangszenen sind die Grundfunktionen der App und darüber hinaus bietet Tide den Nutzern Meditationen für die Konzentration und den Schlaf. Statistiken von Tide zufolge gibt es Nutzer in über 120 Ländern weltweit. 60 Prozent der Nutzer sind jedoch Chinesen, die in großen Städten wohnen, ein hohes Bildungsniveau und ein gutes Einkommen haben sowie einen Schwerpunkt auf spirituelle Bedürfnisse legen. Sie sind zwischen 15 und 40 Jahre alt und arbeiten hauptsächlich als Büroarbeiter. Über 65 Prozent von ihnen sind außerdem weiblich.

Im Vergleich zu Tide verwendet NOW Meditation ein Mitgliedschaftsmodell. Die App bietet zu einem jährlichen Mitgliedschaftspreis von 298 Yuan RMB (etwa 43 Euro) Kurse für Yoga und Meditation sowie Outreach-Programme an. Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie 2020, die sich stark auf den Lebensstil der Chinesen auswirkt, hat die Nutzerzahl von NOW Meditation sprunghaft um 200 bis 300 Prozent zugenommen.

Obwohl Meditation in China allmählich besser zugänglich und sichtbarer wird, ist sie noch kein fester Bestandteil des Lebens vieler Chinesen. Daten von Statista aus dem Jahr 2022 zeigen, dass 42 Prozent der chinesischen Erwachsenen ihre geistige Gesundheit vor allem durch traditionelle Maßnahmen wie produktivem Schlaf und Ruhe aufrechterhalten. 37 Prozent ergreifen weitere Maßnahmen für die geistige Gesundheit und nicht einmal 15 Prozent nehmen tatsächlich an verschiedenen Meditationsübungen teil.