Statistiken zufolge haben in China in den Jahren 2020 und 2021 223 Menschen, die nach 2000 geboren sind, ihr Testament verfasst. Der 17-jährige Internetschriftsteller Wang Hao ist einer von ihnen. Er hat im Juli 2020 sein Testament über die Urheberrechte seiner Internetromane erstellt. Wang Hao ist Einzelkind und Student. Seine Haupteinkommensquelle ist sein Anteil am Ertrag seiner Internetromane.
Auf die Frage, warum er in so jungem Alter ein Testament verfasst, antwortet Wang: „Ich bin ein Mensch, der gerne alles im Voraus plant und möchte deshalb alle Angelegenheiten noch vor meinem Tod selbst regeln.“
Die 18-jährige Wang Yu ist Studentin. Sie hat zufälligerweise einen Bericht über Testamente im Internet gelesen und möchte im Ernstfall ihr Sparguthaben in Höhe von über 20.000 Yuan RMB nicht ihren Eltern, sondern einer engen Freundin hinterlassen, da diese ihr in größter Not geholfen hat.
Im Februar 2021 erhielt die Chinesische Testament-Bank einen Anruf von einem 16-Jährigen, in dem er den Wunsch auf die Erstellung eines Testaments äußerte: „Ich möchte mein Sparguthaben allein meiner Mutter hinterlassen. Mit dem Geld wird sie besser versorgt, falls ich eines Tages nicht mehr am Leben bin.“
Das überraschte die Mitarbeiter sehr und sie überprüften genau die persönlichen Daten des jungen Anrufers, denn nach dem chinesischen Gesetz dürfen nur Bürger, die das 16. Lebensjahr erreicht haben und hauptsächlich von einem Gehalt leben, ein Testament erstellen.
Bei dem 16-Jährigen handelt es sich um einen Krankenpfleger, der als Hilfspersonal in einem Krankenhaus arbeitet. Während der schlimmsten Phase der COVID-19-Pandemie hat er zwei Monate lang den Tod mehrerer Patienten miterlebt.
Er erklärt: „Es wäre sehr bedauerlich, die Welt zu verlassen, ohne ein paar Worte zu hinterlassen. Dieser Gedanke kommt mir immer wieder in den Sinn, seitdem ich von der Front der Pandemiebekämpfung zurückgekehrt bin.“ Da er von seiner alleinerziehenden Mutter aufgezogen worden sei, liege sie ihm deshalb sehr am Herzen.
Chen Kai, Direktor des Verwaltungsausschusses der Chinesischen Testament-Bank, sagt, die Einstellung der Menschen sei von der COVID-19-Pandemie beeinflusst worden. Viele seien zu der Entscheidung gekommen, ihre Mitmenschen zu schätzen und ihre Fürsorge durch die Erstellung eines Testaments zum Ausdruck zu bringen.
Statistiken des Weißbuches zufolge waren mehr als 70 Prozent der Testamentverfasser 2021 verheiratet. Zu den Dienstleistungen der Chinesischen Testament-Bank gehört auch die Nachlassspende. Bislang haben sich insgesamt 126 Menschen in ihrem Testament bereit erklärt, ihr Vermögen nach dem Tod vollständig zu spenden, über 80 Prozent der Spendenempfänger sind gemeinnützige Organisationen.