Im Peibo-Kunstatelier im Bezirk Chenghua in Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan, sitzt der Porzellan-Restaurator Wang Peibo mit seiner Brille im Lampenschein und bohrt mit einem 0,8-mm-Bohrer konzentriert ein Loch in eine zerbrochene Schale. Dann wählt er ein kleines Stück Kupfer aus, entfernt den Rand mit einer Feile und befestigt es vorsichtig mit einem kleinen Nagelhammer an der Porzellanschale.
Es sind Schritte eines traditionellen volkstümlichen Handwerks, bei dem zerbrochenes Porzellan mithilfe von Metallteilen wieder zusammengesetzt wird. Die Reparatur von Porzellan hat in China eine lange Geschichte. Selbst auf dem berühmten Gemälde „Die Szene am Fluss beim Qingming-Fest“ aus der Nördlichen Song-Dynastie ist eine Szene zu sehen, in der Porzellan auf der Straße repariert wird.
Wang Peibo wuchs bei seinem Großvater und seinem Onkel auf und spielte gerne mit den Werkzeugen, die sie zum Ausbessern von Porzellan nutzten. Im Laufe der Zeit begann er das Handwerk des Ausbesserns von Porzellan zu imitieren und langsam zu erlernen. Er erklärt: „Ich war in meiner Kindheit mit Porzellanreparaturen konfrontiert. Als ich erwachsen wurde, war ich in der Wirtschaft tätig und hatte nichts mehr mit Porzellan zu tun. Erst im Jahr 2007 zerbrach meine Frau aus Versehen den Deckel eines Töpfergefäßes und wollte es zur Reparatur bringen, tat es aber wegen des Preises doch nicht.“
Der 58-Jährige erinnert sich, wie er mit seinem Werkzeug hantierte, um den Deckel zu reparieren. Es war der Beginn von Wang Peibos Karriere als Porzellan-Restaurator. Heute hat er bereits Tausende von Porzellanen repariert. Im Laufe der Jahre sind Kunden aus Beijing, Shanghai, Guangzhou und anderen Teilen des Landes zu ihm gekommen, um ihr Porzellan reparieren zu lassen. Sein Atelier ist voll von Teekannen, Schalen, Vasen und andere Porzellanen, die bereits restauriert sind oder noch auf ihre Reparatur warten.
Wang sagt: „Um Porzellan gut zu reparieren, muss man geduldig sein. Wenn die Kunden mir Porzellan in die Hand geben, muss ich mein Bestes geben, um gute Arbeit zu leisten.“ Seit Jahren arbeitet er sechs Tage die Woche, täglich von neun Uhr bis 17 Uhr.
Für Wang Peibo geht es bei dem Handwerk nicht nur um die Reparatur eines Gegenstandes, sondern auch um die Wiederherstellung eines Gefühls. „Viele der zur Reparatur eingesandten Gegenstände haben eine außergewöhnliche Bedeutung, manche Porzellane wurden von den Eltern an ihre Kinder vererbt, andere wurden von Freunden und Verwandten geschenkt und einige sind sehr wertvoll.“ Wang zufolge ist jedes Porzellan einzigartig. Seine Arbeit bestehe eher darin, ihnen ein zweites Leben zu schenken.