Für Xiu Xiaofeng und Wang Yafei waren die Nächte in letzter Zeit äußerst lang. Das Ehepaar, das einen kleinen Lebensmittelladen in Changchun betreibt, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Jilin, hat zu Beginn der aktuellen COVID-19-Welle seine Geschäftszeiten auf 24 Stunden pro Tag verlängert, um den täglichen Bedarf der Anwohner zu decken. Es gibt eine klare Arbeitsteilung: Xiu Xiaofeng füllt die Regale, während seine Frau Wang Yafei an der Kasse arbeitet.
Während die Straßen abends schon ruhig sind, herrscht in dem kleinen Geschäft noch reges Treiben. Das ständige Licht soll diensthabenden Mitarbeitern für die Kontrolle und Prävention der COVID-19-Pandemie den Weg leuchten. Xiu Xiaofeng und Wang Yafei haben ein einfaches Bett im Lagerraum des Ladens aufgestellt, sodass sie in Schichten arbeiten und jeweils sechs Stunden Schlaf pro Nacht bekommen können. So leben sie seit dem 10. März in ihrem Geschäft.
Wang Yafei erklärt: „Ich habe dieses Bett gekauft, als die neue Pandemie-Welle kam.“ Das Ehepaar wünscht sich, dass seine Nachbarn sorgenfrei Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs kaufen können. Außerdem liefern die beiden oft heißen Milchtee und Instantnudeln an die Freiwilligen der Pandemiekontrolle und -prävention, die in der Nachbarschaft arbeiten.
Am 11. März kündigte die Stadtregierung von Changchun an, aufgrund der neuen COVID-19-Welle alle nicht unbedingt erforderlichen Personenbewegungen zu unterbinden. In diesem Zusammenhang ist der von Xiu Xiaofeng und Wang Yafei betriebene Lebensmittelladen zu einer „Notreserve“ für die Anwohner geworden.
Zur Eindämmung des Coronavirus wurden etliche Wohnviertel in Changchun abgeriegelt. Wang Yafei sagt, sie und ihr Mann belieferten täglich die Bewohner geschlossener Viertel. In der Regel arbeite einer der beiden im Laden, während der andere die Waren zum Eingang des Wohnviertels bringe. „Ich habe mein Telefon auf die höchste Lautstärke gestellt und lasse mein Handy nie aus den Augen“, so Wang.
Während der Pandemie sei Haustierbedarf wie Katzenfutter und Katzenstreu schwer zu bekommen. Daher hätten mehrere Haustierbesitzer sie um Hilfe gebeten. „Manchmal rufen die Bewohner besorgt an und fragen, ob wir die von ihnen benötigten Waren noch haben. Wir beruhigen sie dann und versichern ihnen, dass die Waren ausreichen“, erzählt Wang Yafei. Manchmal unterhalte sie sich auch mit Freiwilligen oder Einwohnern, die zum Einkaufen kämen und frage sie, wie sie helfen könne.