Auf einer Kulturmesse in der Gemeinde Guangjiqiao in der Stadt Chaozhou in der südchinesischen Provinz Guangdong fällt den Besuchern eine Holzschnitzerin namens Chen Jia besonders auf. Mit einem Holzhammer in der einen und einem Tranchiermesser in der anderen Hand ist die junge Frau in der Lage, ein gewöhnliches Stück Holz in einen „Korb voller Krabben und Garnelen“ zu verwandeln.
Die Chaozhou-Holzschnitzerei ist eine der vier wichtigsten Holzschnitzereien Chinas und besonders bekannt für ihre mehrschichtige Durchbrechungstechnik und die Goldlackverzierung. Sie ist längst als nationales immaterielles Kulturerbe eingestuft worden. Eines der häufigsten Motive, die im Chaozhou-Stil geschnitzt werden, ist der „Korb voller Krabben und Garnelen“, eine symbolische Darstellung von Fischern, die mit einer vollen Ladung von ihrem Fang zurückkehren und dadurch ein glückliches Leben führen.
Als junge Holzschnitzerin hat sich Chen Jia auf das Schnitzen von Holz zu kleinen Ornamenten oder Haushaltsgegenständen spezialisiert. „Wir Mädchen bevorzugen etwas Zartes und manchmal mache ich aus dem Holz Haushaltsgegenstände, um mehr Menschen für die Chaozhou-Holzschnitzerei zu begeistern“, erklärte Chen vor kurzem in einem Interview mit der Nachrichtenagentur China News Agency.
Chen Jia wurde in eine Familie von Holzschnitzern hineingeboren. Ihr Großvater Chen Shunqiang ist ein bekannter Handwerksmeister in China und ihr Vater Chen Peixi ebenfalls Handwerker in der Provinz Guangdong. Unter dem Einfluss ihrer Familie begann sie im Alter von 14 Jahren die Holzschnitzerei zu erlernen und ist mittlerweile eine äußerst geschickte Handwerkerin.
„Ich bin damit aufgewachsen, dass meine Eltern Holzschnitzereien gemacht haben. Als Kind waren meine Spielzeuge alle geschnitzte Figuren. Ich erinnere mich daran, dass mein Vater mir beigebracht hat, ein kleines Haus aus Holz zu schnitzen. Und diese Arbeit belegte damals den ersten Platz bei einem Handwerkswettbewerb in unserer Schule. Das war das erste Mal, dass ich erfahren habe, dass Holzschnitzereien auch von Menschen anerkannt werden können. Außerdem war das auch der Zeitpunkt, an dem ich anfing, mich mehr für Holz zu interessieren“, so Chen.
Als Handwerkerin muss Chen Jia viel Zeit investieren, um ihre Griffkraft zu trainieren. Am schwierigsten sei es für sie, die inneren und äußeren Konturen eines Holzstücks herauszuarbeiten, wenn sie sich Schicht für Schicht von der Oberfläche nach innen arbeite, was oft viel Kraft erfordere. Durch das lange Drücken des Tranchiermessers hat sich Chen Jias rechter Ringfinger merklich verformt. „Während des Erlernens der Holzschnitzerei wollte ich oft aufgeben, weil ich mich oft verletzte und das Schnitzen so schwer war, dass mein Vater mich verzweifelt ansah und mir riet, mir eine andere Arbeit zu suchen. Aber es war trotzdem ein großes Erfolgserlebnis, als ich nach mehreren Monaten das erste Werk verkaufte, das ich angefertigt hatte. Also habe ich einfach weitergemacht“, sagte Chen Jia.
Um ihre Kunstwerke zu perfektionieren, achtet Chen Jia überdies besonders darauf, ihr Beobachtungsvermögen bewusst zu trainieren. Wenn sie beispielsweise im Restaurant Garnelen und Krabben isst, beobachtet sie die Kurven ihrer Köpfe und nimmt die Schalen oft mit nach Hause, um sie zu studieren. Sie erklärte: „Die Bewegungen der Garnelen und Krabben müssen bei jedem Kunstwerk unterschiedlich aussehen. die Garnelenfüße und die Scheren der Krabbe, die ihre Form am besten zeigen, sind zwei Details, auf die ich bei der Holzschnitzerei besonders achte. Normalerweise beobachte ich auch, welcher Fuß zuerst geht, wenn ein Hummer läuft.“