Debatte um die Sonderbriefmarken zum Jahr des Tigers

2022-02-02 08:00:00

Am 15. Februar 1980 wurde in China die erste Briefmarke mit einem Affenmotiv herausgegeben, da das Jahr 1980 in China das Jahr des Affen darstellte. Der dicke Affe vor einem roten Hintergrund vermittelt eine fröhliche und feierliche Atmosphäre. Die Herausgabe der Affen-Briefmarke löste landesweit ein regelrechtes Sammelfieber für die Tierkreiszeichen-Briefmarken und Briefmarkeninvestitionen aus. Seitdem hat China Post inzwischen 42 Jahre in Folge Briefmarken mit Motiven zu den zwölf Tierkreiszeichen herausgegeben.

Am 5. Januar dieses Jahres, im Vorfeld des traditionellen Frühlingsfestes, wurde in China ein zweiteiliger Briefmarkensatz mit Tigermotiv herausgegeben. Wie die Nationale Philatelievereinigung Chinas auf ihrer Webseite bekanntgab, seien die Tiger auf den diesjährigen Sonderbriefmarken naturtreu dargestellt. Dabei werde die Natur des Tieres erfolgreich zum Ausdruck gebracht und seine Schönheit detailliert interpretiert.

Die erste Briefmarke des Sets mit dem Titel „Prosperität des Vaterlandes“ stellt einen imposanter Tiger dar. Stehend und in die weite Ferne blickend vermittelt er einen starken Willen und den Wunsch nach dem Aufblühen des Landes.

Die andere Briefmarke mit dem Titel „Glückbringende Tiger“ zeigt eine liebevolle Tigermutter und zwei Tigerbabys. Die Chinesen legen traditionell großen Wert auf ihre Nation und ihre Familie und wünschen sich viele Kinder. Denn je mehr Kinder es gibt, desto länger überlebt die Sippe, so der Glaube der Chinesen. Die Briefmarke mit einer Tigerfamilie soll daher mehr Nachwuchs und Glück in der Familie symbolisieren.

Die Tiger-Briefmarken im Gongbi-Stil – ein durch feine Pinselführung und detaillierte Darstellung gekennzeichneter Stil der traditionellen chinesischen Malerei – haben im Internet jedoch eine heftige Debatte ausgelöst. Viele Internetuser spotteten, dass der Tiger auf der ersten Briefmarke etwas besorgt wirke. Mit gerunzelten Brauen sehe er kränklich aus, ohne jegliche Macht des Tigers. Ein Maler kommentierte: „Der Tiger wurde wie eine Hauskatze gemalt. Er sieht gar nicht mutig und kraftvoll aus und entspricht nicht dem Ruf des ‚Königs des Dschungels‘.“

Es gibt aber auch Künstler, die den Briefmarkendesigner Feng Dazhong tatkräftig unterstützen. Lü Jun zufolge, der ebenfalls im Gongbi-Stil malt, hat sich Feng über zwei Jahrzehnte lang mit dem Malen von Tigern befasst. Seine Tiger wirkten mächtig und edelmütig zugleich, so Lü. Sie seien kraftvoll, mutig aber auch ruhig, gelassen und zärtlich. „Auch Tiger haben verschiedene Gefühle wie Freude, Trauer und Sehnsucht. Er wollte viel mehr die anderen Emotionen des Tigers außer Mut zum Ausdruck bringen. Das ist wohl der anfängliche Wunsch des Designers.“

Die bisherigen chinesischen Briefmarken mit den Motiven der zwölf Tierkreiszeichen waren stilistisch vielfältig und stark von der volkstümlichen bildenden Kunst geprägt. Ein Beispiel dafür ist die 1998 herausgegebene Briefmarke mit einem gelben Stofftiger als Motiv.

Wu Lei, Professor am Institut für Bildende Künste der Pädagogischen Universität Shandong, sagt: „Briefmarkendesign ist eine Art der Dekorationskunst. Die übertriebene Tiergestalt und die leuchtenden Farben sind eindrucksvoll und das Publikum ist inzwischen an diesen traditionellen Designstil gewöhnt. Aus diesem Grund haben die diesjährigen Tiger-Briefmarken keinen großen Zuspruch beim Publikum erhalten.“

Die Briefmarken mit den Motiven der zwölf Tierkreiszeichen sind ein Ausdruck des Verständnisses des Designers von den verschiedenen Tieren und der Liebe der Chinesen für ihre traditionelle Kultur.

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