Junger Mann bewältigt 4.400 Kilometer auf dem Pferderücken

2022-01-31 08:00:00

Am 27. Januar um etwa 13 Uhr erklingt das Geräusch von Pferdehufen in der Kreisstadt Fengjie, die zur regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing gehört. Le Xiaoyuns Reise auf dem Pferderücken endet nach sechs Monaten und 27 Tagen. Die im Internet sehr aufmerksam verfolgte Reise begann am 1. Juli 2021. Der 28-Jährige aus Chongqing hat mit seinem gerade gekauften weißen Pferd insgesamt rund 4.400 Kilometer bewältigt – von Khorgos in Ili im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang über das Tianshan-Gebirge, das Qilian-Gebirge, die Wüste Gobi und das Qinling-Gebirge – und ist in seine Heimat Fengjie zurückgekehrt.

Le Xiaoyun ist 1992 geboren. Nach seinem Studienabschluss von der Fakultät für Internationale Logistik an der Universität für Technologie und Wirtschaft Chongqing 2016 hat er innerhalb von drei Jahren viermal den Job gewechselt. Schließlich ging er in seine Heimat, wo er Obst anbaute und verkaufte. Le sagt: „Ich bin kein geduldiger Mensch. Ich wollte durch diese Reise mein Temperament verbessern und innere Ruhe finden.“

Trotz vieler Schwierigkeiten hat er während der Reise nicht gefaulenzt. Nur einmal ist er mit seinem Pferd in einem Anhänger gefahren, weil er angesichts der unbewohnten Wüste Gobi zwischen Hami und Jiayuguan, die sich Hunderte Kilometer erschreckt, nicht genügend Wasser und Futter vorbereiten konnte und unbedingt Hilfe brauchte.

Es war keine impulsive Entscheidung, ein Pferd zu kaufen und nach Hause zu reiten. Le Xiaoyun kam die Idee 2020 bei einer Reise durch Xinjiang. Leider konnte er sie aufgrund vieler realistischer Probleme zu dem Zeitpunkt nicht in die Tat umsetzen. Da seine Eltern ihn zum Heiraten drängten, dachte sich Le im Mai 2021, dass er die Dinge, die er nun nicht mache, nie mehr tun könne. Deshalb nahm er 50.000 Yuan RMB und ging nach Xinjiang zurück. Innerhalb von etwas mehr als einem Monat hat er das Reiten erlernt und sich dann für 32.000 Yuan RMB ein hübsches Pferd gekauft, das er „Huoguo“, auf Deutsch „Feuertopf“, nannte.

Das Überleben in der Wildnis lernte der 28-Jährige erst, als er unterwegs war. Das Aufstellen eines Zeltes erlernte er zum Beispiel erst am dritten Tag seiner Reise. Zur Navigation nutzte Le sein Mobiltelefon. Um sicherzustellen, dass er an den Orten, an denen er vorbeikam, Netz hatte, musste er seine Tagesroute im Voraus planen. Er startete meist tagsüber und versuchte, ein bewohntes Gebiet zu wählen, wenn er nachts sein Zelt aufschlug. Er lieh sich von den Anwohnern in der Nähe von seinem Zelt Strom und ließ seine Powerbank nachts in ihren Häusern aufladen, bevor er sie am nächsten Morgen wieder abholte. So verging ein Tag nach dem nächsten. Am Ende hatte er noch drei Powerbanks geschenkt bekommen, sodass er sich keine Sorgen um den Handy-Akku machen musste.

Die Warmherzigkeit der Fremden, die er auf dem Weg traf, war der größte Gewinn während seiner Reise. Le Xiaoyun sagt, es habe einen tibetischen Mann gegeben, der ihn in seinem alten Haus untergebracht habe. Es habe auch Dorfbeamte gegeben, die ihm warmes Essen und dicke Jacken gebracht hätten. Es habe auch viele Menschen gegeben, die ihm Futter, Wasser und Geld geschenkt hätten. Le hat diese Erlebnisse in einem Notizbuch festgehalten, um sich an diese Leute zu erinnern und später auch anderen Menschen zu helfen.

Wölfe, Kälte, eine Lebensmittelvergiftung seines Pferdes sowie Verletzungen an Schultern und Beinen aufgrund von Wanderungen mit mehr als 20 Kilogramm schwerer Last – all dies waren die Schwierigkeiten, auf die der 28-Jährige während seiner Reise gestoßen ist. Die Belohnung der Reise waren die schönen Landschaften, die innere Ruhe, sein Pferd „Feuertopf“ und die Begleitung von mehreren Zehntausenden Netizens auf seinem Social-Media-Account. Le hat seine Reise per Livestream geteilt und zahlreiche Likes und Ermutigungen erhalten. „Du tust, was wir uns nicht wagen“, hieß es oft in den Kommentaren. Le Xiaoyun glaubt, es sei nie zu spät, sich die Chance zu geben, um etwas Neues zu beginnen.

„Feuertopf“ hat auf den rund 4.400 Kilometern acht Hufeisen abgetreten. Le sagt, er und „Feuertopf“ seien vertraute Partner geworden. Er wolle „Feuertopf“ für immer behalten.

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