Herausforderung für Familienpolitik: Geburtenrate trotz weniger Hochzeiten und mehr Scheidungen erhöhen

2021-12-07 08:00:00

China hat Ende Mai dieses Jahres seine Familienplanungspolitik weiter gelockert und den Ehepaaren erlaubt, drei Kinder zu bekommen. Allerdings werden die Bemühungen um die Geburtenförderung durch die sinkende Heiratsrate und die steigende Scheidungsrate erschwert.

Die chinesische Zentralregierung hat beschlossen, die Auswirkungen des Geburtenrückgangs und der Bevölkerungsalterung auf die Gesellschaft und Wirtschaft auszugleichen, indem Maßnahmen zur Erhöhung der Geburtenrate ausgearbeitet werden müssen. Einige lokale Behörden haben bereits Subventionen und bessere Bildungsmöglichkeiten für Kinder angeboten, um die Paare zu ermutigen, mehr als ein Kind zu bekommen.

Solche Bemühungen stehen jedoch vor neuen Herausforderungen: Während die Eheschließungsrate in China seit 2013 kontinuierlich zurückgegangen ist, ist die Scheidungsrate auf einen neuen Höchststand gestiegen. Beides wirkt sich negativ auf die Geburtenrate aus.

Nach Angaben des Ministeriums für Zivile Angelegenheiten haben im vergangenen Jahr etwa 8,14 Millionen Paare geheiratet, dies entspricht einem Rückgang von 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2013 waren es 13,47 Millionen. Auf der anderen Seite ist die Scheidungsrate dramatisch gestiegen. In absoluten Zahlen lag sie im vergangenen Jahr bei etwa 4,33 Millionen. Im Jahr 1985 waren es nur 457.900.

Die jungen Menschen in China haben heute höhere Erwartungen an die Ehe als die Generation ihrer Eltern. Heutzutage nennt man eine Ehe ohne Wohnung und Auto „nackte Ehe“. Aber eine Wohnung und ein Auto kosten sehr viel Geld, vor allem in Metropolen wie der Hauptstadt Beijing. Außerdem müssen viele Menschen mehrere Jahre auf ein Nummernschild warten. Denn die meisten chinesischen Großstädte haben Maßnahmen ergriffen, um die Zahl von Fahrzeugen zu kontrollieren, um damit Probleme wie Verkehrsstau, den Mangel an Parkplätzen und die Luftverschmutzung zu lösen.

Infolgedessen entscheiden sich viele junge Menschen für eine spätere Heirat, während einige den idealen Partner nicht finden können.

Eine Heirat in einem späteren Alter verkürzt die gebärfähigen Jahre einer Frau, was wiederum zu einer sinkenden Geburtenrate führt und die Bemühungen der Zentralregierung um mehr Geburten erschwert.

Der große Anstieg der Scheidungsrate ist auf die höheren Erwartungen der jüngeren Generation und in gewisser Weise auf „Egozentrik“ zurückzuführen. Bei den 25- bis 35-Jährigen handelt es sich meist um Kinder, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Eltern und Großeltern aufgewachsen sind.

In vielen Fällen kann es nach der Heirat aus verschiedenen Gründen zu Streitigkeiten zwischen den Ehepartnern kommen, manchmal sogar mit Beteiligung ihrer Familien. Und wenn die Streitigkeiten nicht erfolgreich gelöst werden können, wird eine Scheidung für das Paar die natürliche Konsequenz.

Vor ein paar Jahrzehnten waren Scheidungen in China eher selten. Diejenigen, die sich scheiden ließen, wurden zum Gesprächsthema unter Nachbarn und Kollegen. Außerdem mussten diejenigen, die sich scheiden lassen wollten, die Erlaubnis ihres Arbeitgebers beantragen. Nur mit der Genehmigung des Arbeitgebers konnte ein Ehepaar zum Standesamt gehen. Aus diesem Grund waren die Leute sehr vorsichtig, wenn es darum ging, sich scheiden zu lassen.

Jetzt können sich die Chinesen leichter scheiden lassen, weil der Prozess viel einfacher geworden ist. Und die Scheidung gilt als eine Privatangelegenheit des Ehepaares, das gesetzlich geschützt ist.

Die sinkende Heiratsrate und die steigende Scheidungsrate sind schwer zu lösende Probleme. Weitere Anstrengungen sind erforderlich, um die Geburtenrate steigern zu können.

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