Nach jahrelanger Entwicklung werden Outdoor-Sportarten in China nun immer beliebter. Die Zahl der Outdoor-Clubs nimmt kontinuierlich zu. Gleichzeitig gibt es jedoch Probleme wie ein mangelhaftes Verwaltungssystem und eine unklare Branchenzugehörigkeit. Daher ist es die gemeinsame Erwartung der Branche und der Verbraucher, dass die Entwicklung der Branche reguliert wird und den Verbrauchern hochwertige Dienstleistungen angeboten werden.
Jedes Wochenende stehen am frühen Morgen zahlreiche Reisebusse in der Nähe der Beijinger U-Bahn-Stationen Gongzhufen, Beitucheng und Huixinxijie South Exit bereit. Nachdem die Reiseleiter mit verschiedenen Fähnchen ihre Teammitglieder an Bord begrüßt haben, fahren die Busse zu verschiedenen Orten in den Außenbezirken der chinesischen Hauptstadt, um sie zu den von ihnen gewählten Outdoor-Sportarten zu bringen.
In China gibt es offiziellen Angaben zufolge bereits 130 Millionen Anhänger von Outdoor-Sportarten. Die Definition des Begriffs ist dabei äußerst weit gefasst und umfasst Wandern, Camping, Klettern und Bergsteigen. Dabei ist das Wandern die Sportart mit der niedrigsten Schwelle und der größten Beliebtheit bei den Verbrauchern. Dem China Trekking Tourism Development Report (2019) zufolge war das Wandern im Jahr 2019 das vierte Jahr in Folge die am häufigsten ausgeübte und bevorzugte Outdoor-Sportart.
Der Beginn des Outdoor-Sports in China geht auf eine Gruppe junger Menschen zurück, die sich im Jahr 1998 im Internet zusammenfanden, um sich für Wanderungen in den Bergen und in der Wildnis zu organisieren. Laut Hu Yuexing, dem Gründer von www.bjhuwai.com, einer Webseite für Outdoor-Aktivitäten rund um Beijing, brachten diese gleichgesinnten jungen Leute durch Wandern und Klettern bald den Outdoor-Sportwahn ins ganze Land.
Zwischen 2012 und 2018 erlebte der Outdoor-Sport ein explosives Wachstum. Im Jahr 2018 erwirtschaftete die chinesische Outdoor-Sportindustrie einen Umsatz von 53,7 Milliarden Yuan RMB und es nahmen immer mehr Menschen daran teil
Hu Yuexing sagt: „In der Hochsaison fahren täglich mehr als 100 Busse zur gleichen Zeit in die Natur. Sowohl die mehrtägigen Weitwanderungen, als auch die Wanderungen, die lediglich ein bis zwei Tage dauern, sind beliebt.“ Mehrere Unternehmen hätten mittlerweile sogar damit begonnen, eine firmeninterne Förderung des Teamgeistes in Form von Outdoor-Sportarten zu betreiben, da Sport im Freien den Gruppenzusammenhalt und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter fördere, so Hu weiter.
Die COVID-19-Pandemie hat zusehends das Bewusstsein der Chinesen für die Gesundheitspflege gestärkt. Immer mehr Menschen gehen nun ins Freie. Offiziellen Angaben zufolge hat der kumulative Umsatz von Outdoor-Ausrüstung Ende 2020 700 Millionen Yuan RMB überschritten, was einem Anstieg von etwa 69 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum entsprach.
Trotz der schnellen Entwicklung ist die Branchenzugehörigkeit des Outdoor-Sports bislang nach wie vor gespalten. Einige sind der Meinung, dass Outdoor-Sport eine Sportbranche sei, während andere davon ausgehen, dass er eher der Tourismusbranche zuzuordnen sei. Dies hat dazu geführt, dass einige Outdoor-Clubs als Sportunternehmen und andere als Reisefirmen registriert sind. Dies hat unweigerlich zu einem „blinden Fleck“ in der Aufsicht und Kontrolle geführt. Hu Yuexing gibt zu, als Unternehmer hoffe er, dass es eine zuständige Behörde gebe, die die Entwicklung der Branche regulieren und standardisieren könne. „Nur so kann sich die Outdoor-Sportbranche gesund entwickeln und standardisierte und qualitativ hochwertige Dienstleistungen für die Kunden anbieten.“