Von der Quelle des Lancang-Flusses – dem Landkreis Chaoto in der autonomen tibetischen Präfektur Yushu in der Provinz Qinghai – fließt der schöne Fluss mal langsam und schmal, mal majestätisch und prächtig flussabwärts. In den dichten Wäldern, dem Grasland und den Bergen, durch die er fließt, leben zahlreiche Wildtiere, darunter verschiedene staatlich geschützte Tiere wie Schneeleoparden, Pferdehirsche, Yunnan-Goldaffen, Tibetische Antilopen und Weißlippenhirsche. Das Lancang-Flussgebiet ist sozusagen ein „Wildtierzoo“.
Im Herbst geht die Vegetation zurück, die Wiesen haben sich von Grün in Gelb verwandelt und glühen golden in der heißen Sonne. Niga, der Direktor des Büros für die Verwaltung der ökologischen Umwelt und der natürlichen Ressourcen an der Quelle des Lancang-Flusses, das unter der Verwaltung des Sanjiangyuan-Nationalparks steht, mag diese Jahreszeit am liebsten. Er liebt das Grasland, die Flüsse, die langsam grasenden Yaks, die trockenen Otter und Tibetischen Antilopen, die hin und her laufen und die Salbeihühner, die vorsichtig ihre kleinen Köpfe aus ihren Löchern im Boden stecken.
Als Einheimischer ist diese Szene für Niga normal. Aber genau diese Normalität ist es, die ihm ein tiefes Gefühl des Friedens vermittelt. „Ich bin sehr froh, dass der Sanjiangyuan-Nationalpark endlich offiziell eingerichtet wurde. Unsere jahrelange harte Arbeit hat endlich Früchte getragen“, erklärt Niga. Der Nationalpark sei mit seiner Gesamtfläche von 190.700 Quadratkilometern etwa so groß wie die Provinz Shaanxi und damit der größte und der höchst gelegene Nationalpark Chinas. Den Plänen zufolge soll er bis 2035 zu einem Modell für den ökologischen Aufbau in China werden.
Der tibetische Ausdruck „Zadoi“ bezeichnet die Quelle des Lancang-Flusses. Das im Hinterland der drei Flussquellen – Jangtse, Gelber Fluss und Lancang – gelegene Gebiet befindet sich in großer Höhe und hat eine relativ empfindliche Ökologie, beherbergt jedoch viele Wildtiere. Dies bedeutet, dass der lokale ökologische Aufbau und die Erhaltung der biologischen Vielfalt äußerst schwierig sind. Niga sagt, seine Hauptanliegen seien der Schutz von Feuchtgebieten, die Schädlingsbekämpfung im Grünland und die Verhinderung von Bodenerosion. Darüber hinaus sei das Naturschutzgebiet von Zeit zu Zeit potenziellen Bedrohungen ausgesetzt, zum Beispiel durch Müllablagerungen, illegalen Erzabbau und illegale Wilderei. Daher sei es keine leichte Aufgabe, Wildtieren ein komfortables Zuhause zu bieten.
Störe niemals wild lebende Tiere, wenn es nicht notwendig ist, so versteht Niga die Arbeit zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. „Abgesehen von einzelnen Tieren, die zu schwach sind, um zu überleben und diejenigen, deren Populationen zu klein sind – andere Arten brauchen nicht wirklich viel menschliches Eingreifen. Man muss der Natur vertrauen und mehr noch, man muss diesen Tieren vertrauen. Bei der Arbeit zur Erhaltung der biologischen Vielfalt geht es nicht darum, Tiere in Gefangenschaft zu halten, sondern darum, die geschädigte Ökologie wiederherzustellen, sodass sich die Wildtiere gerne hier ansiedeln und in Ruhe vermehren können“, erklärt Niga.
Lhakpa Tsering, Leiter des Büros für Forstwirtschaft und Grasland von Chamdo im Autonomen Gebiet Tibet, vertritt eine ähnliche Ansicht. „In dem Naturschutzgebiet ist es nicht so sehr meine Aufgabe, die Tiere zu kontrollieren, sondern vielmehr die Menschen“, so Lhakpa Tsering.
Das Reservat sei voll von Wölfen, Bären und Adlern. Oft würden Pferde und Hirsche von diesen Raubtieren erbeutet. „Das ist uns alles egal. Was uns wichtig ist, ist, dass der Mensch den Tieren und der Ökologie nicht schadet. Abfälle, das Fällen von Bäumen und die Jagd sind absolut verboten.“