In Yunnan ist im Volksmund ein Sommer erst komplett, wenn es wilde Pilze gibt. Die Redensart geht auf das zahlreiche Vorkommen von Wildpilzen in der südwestchinesischen Provinz zurück. Derzeit gibt es in Yunnan etwa 900 Arten von Speisepilzen, das sind 36 Prozent der weltweit rund 2.500 Speisepilzarten. Mit mehr als 120 Landkreisen und Städten in der gesamten Provinz ist Yunnan seit langem ein wichtiges Produktions- und Handelsgebiet für Speisepilze in China. Rund 70 Prozent der Speisepilze auf dem chinesischen Markt stammen aus Yunnan.
In Yunnan befindet sich überdies der landesweit größte Markt für Wildpilze, der Mushuihua Wildpilzmarkt. Jeden Morgen gibt es auf dem Pilzmarkt einen endlosen Strom von Händlern. Mehr als 1.200 kleine und mittelgroße Anbieter verkaufen hier 258 Arten von Wildpilzen. In der Hochsaison werden täglich mehr als 500 Tonnen Wildpilze gehandelt. In den vergangenen fünf Jahren lag der Jahresumsatz des Marktes bei über sieben Milliarden Yuan RMB.
Können Pilze eigentlich leuchten? Ja, tatsächlich können die traumhaften Szenen, die man in Zeichentrickfilmen sehen kann, auch in der Realität entdeckt werden. Im „Hundert-Bambus-Garten“ inmitten des Xishuangbanna Tropical Botanical Garden, der der Chinesischen Akademie der Wissenschaften untersteht, gibt es Angaben der Bildungsreinrichtung zufolge einen derartig leuchtenden Pilz, den Gloeoporus.
Der Gloeoporus wächst während der Regenzeit an Wurzeln von Bambus und in dessen Umgebung. Der kleine, milchig-weiße Pilz, der tagsüber „gewöhnlich“ aussieht, leuchtet nachts, wenn sein Myzel und seine Samen in der Luft sind. Wissenschaftler glauben, dass die Pilze nachts leuchten, um Insekten anzulocken, die ihnen helfen, ihre Sporen zu verbreiten.
Der Pilz leuchtet jedoch nicht immer stark, da seine Leuchtkraft und die Dauer des Leuchtens sowohl von der Temperatur und der Feuchtigkeit der Umgebung abhängig sind, als auch von den Ernährungsbedingungen und dem Alterungszustand des Pilzes selbst.
Der Pfifferling, einer der beliebtesten Wildpilze in der Provinz Yunnan, hat mit seinem köstlichen Geschmack die Mägen von Feinschmeckern erobert. In seinem Artikel „Heimweh und Protease“ schrieb der Schriftsteller Ah Cheng: „Wenn es um Köstlichkeiten geht, ist der frischeste Pilz der Welt meiner Meinung nach der Pfifferling aus Yunnan. Wenn man eine Suppe mit diesem Pilz kocht, kann man sie bis zum Tod durch Blähungen essen, weil man sich nach seinem frischen Geschmack sehnt. Ich vermute, dass dieser Pilz eine besondere Substanz enthält, die das Zentrum der Nahrungsverweigerung in unserem Gehirn vollständig lahmlegt.“
Die meisten Wildpilze müssen vor dem Verzehr gekocht werden, aber „hochwertige Zutaten erfordern oft nur die rudimentärste Zubereitung“. Matsutake-Pilze sind beispielsweise so hochwertig, dass sie nicht einmal gekocht werden müssen. Sie gehören zu den wenigen Wildpilzen, die roh verzehrt werden können. Der Matsutake wird einfach gewaschen, in Scheiben geschnitten und in Sojasauce und Wasabi gedippt.
Das Forschungsinstitut für Hochplateau-Pilzkunde der Provinz Yunnan hat im Jahr 2016 die Sequenzierung der Genome von 100 Wildpilzarten abgeschlossen und eine Datenbank für Wildpilzgenome eingerichtet. Die Sequenzierung der Genome könnte die Erforschung von Wildpilzen erheblich voranbringen. Ma Xiao, der Direktor des Instituts, sagte, einige Wildpilze enthielten halluzinogene Stoffe. Wenn diese sinnvoll eingesetzt würden, könnten sie bei der Behandlung von Depressionen von großem Nutzen sein. Die Forschung habe inzwischen bereits in Tierversuchen gezeigt, dass sie bei Ratten die Erregungsreaktion verringerten und Schlaflosigkeit linderten.