Die 15. Tagung der Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP15) ist am Montag in der südchinesischen Stadt Kunming eröffnet worden. Im Bereich der biologischen Vielfalt ist der 1990 gegründete Müritz-Nationalpark ein hervorragendes Vorbild für die ganze Welt. Der Park befindet sich im Süden Mecklenburg-Vorpommerns und ist der größte terrestrische Nationalpark Deutschlands. Die zum UNESCO-Weltnaturerbe zählenden Buchenwälder des Parks sind seit dem 18. Jahrhundert erhalten, während die nahezu intakten Moorwälder und die mehr als 100 großen Seen neben einer Vielzahl seltener Tiere auch Hunderte von Pflanzenarten beherbergen. Der Leiter des Nationalparkamtes, Ulrich Meßner, erklärt:
„Es gibt bei uns außerordentlich viele Vogelarten, außerordentlich viele Pflanzarten, die das Gebiet charakterisieren und vor allen Dingen sehr seltene Arten, einmal die großen Flaggschiffe des Naturschutzes, den Seeadler, den Kranich, den Fischadler vor allen Dingen. Die Biodiversität entsteht an solchen Orten von alleine. Die Nationalparke in Deutschland bedecken 0,6 Prozent der Landfläche. Also alles andere ist normale genutzte Kulturlandschaft. Und was hier an Biodiversität entsteht, ist eben etwas ganz Besonderes, was sich wirklich komplett von der normalen Kulturlandschaft unterscheidet.“
Meßner erklärte weiter, die deutschen Nationalparks spielten eine wichtige Rolle beim Schutz der Artenvielfalt, während sie den Menschen ein Naturerlebnis böten. Obwohl sich die Nationalparks in ihrer Geografie und ökologischen Verteilung voneinander unterschieden, legten sie alle großen Wert auf den maximalen Schutz der Wildnis und versuchten, möglichst wenig in die natürlichen Prozesse einzugreifen.
„Für den Müritz-Nationalpark und Nationalparke weltweit gilt das Prinzip ‚Natur Natur sein lassen‘, also keine Management zu betreiben, sondern wirklich uns als Menschen zurückzuziehen, als Manager zurückzuziehen und sagen, wir lassen der Natur ihren freien Lauf. Wir haben eine Besucherlenkung, die besteht vor allen Dingen daraus, dass den Menschen ein Angebot gemacht wird, für Wanderung, für Wanderwege. Und natürlich gibt es dann auch Regeln, was man in einem solchen Wald nicht darf, zum Beispiel Wege verlassen, Pilze sammeln oder Ähnliches, sodass die Natur […] wirklich möglichst viel Freiraum hat, aber die Menschen sie sehen und erleben können.“
Von der COP15 in Yunnan, die die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich zieht, erwartet Meßner viel:
„Der Erhalt der Biodiversität ist ein großes politisches Thema der ganzen Welt geworden. Und warum ist es das geworden? Weil sie gefährdet ist durch unser menschliches Wirken auf diesen Planeten. Da sind wir alle Teil davon. Wir können die großen Themen dieser Welt, also Klimawandel und Schutz der biologischen Vielfalt, kann kein Land und kein Nationalpark alleine mehr bewältigen, sondern es müssen sich wirklich alle starken Lenker dieser Welt zusammentun und sagen, wir müssen jetzt endlich ernst machen und wirklich etwas für den Erhalt dieser biologischen Vielfalt und unseres Weltklimas tun. Und das erwarte ich eben von solchen Konferenzen, dass da ernsthaft darüber gesprochen wird und vor allen Dingen daraus Taten folgen.“
Meßner sagt, sowohl Deutschland als auch China trieben die sozioökonomische Entwicklung energisch voran und beide Länder seien sich der Bedeutung des Umweltschutzes bewusst. Beide Seiten sollten in diesem Zusammenhang den Austausch verstärken, die Zusammenarbeit vertiefen und voneinander lernen.
„Wir stehen vor den gleichen Problemen, dass also die Menschen auf der einen Seite mehr Wohlstand haben möchten und auf der anderen Seite entdeckt haben, dass Natur für sie wichtig ist. Dass es für ihre Seele wichtig ist, für ihre Gesundheit wichtig ist und dass es letztlich für die Ernährung der gesamten Bevölkerung wichtig ist, dass unsere Natur intakt ist. Und da gibt es sehr sehr viel, was man miteinander zu besprechen hat, was man austauschen kann an Erfahrungen. Und voneinander lernen, das ist, glaube ich, das wichtigste Stichwort überhaupt. Voneinander lernen, wie man mit diesen Problemen letztlich weltweit umgehen kann.“