Wer heutzutage durch das kleine Dorf Tacun spaziert, kann sich gar nicht vorstellen, dass es vor einigen Jahren noch unter dem nationalen Armutsstandard lag. Tacun liegt im Kreis Wensu im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang am Fuße des Tomur-Gipfels, des höchsten Gipfels des Tianshan-Gebirges. Die Transformation von einem rückständigen und verarmten kleinen Dorf zum heutigen „Tourismus-Muss“ im Süden Xinjiangs dauerte nur gut zwei Jahre. Der Schlüssel war der Dorftourismus.
Dank der Höhenlage und des angenehmen Klimas ist die Temperatur in Tacun etwa 15 Grad niedriger als im städtischen Durchschnitt. Das macht das Dorf zu einem idealen Ort für Touristen, um abseits des hektischen Stadtlebens Ruhe und Frieden zu genießen. Der Bau einer Reihe kreativer und beeindruckender Einrichtungen wie gläserner Stege, einem Dinosaurier-Park und Gasthäusern, die an Züge erinnern, haben Tacuns Schicksal gedreht. Im Jahr 2020 hat das einst stark verarmte Dorf die Armut offiziell abgeschüttelt. Das Einkommen von mehr als 600 Landwirten und Hirten stieg trotz der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Es wurden über 150 Arbeitsplätze für die Dorfbewohner geschaffen, von denen mehr als 70 Prozent der Dorfbewohner profitierten und das Pro-Kopf-Einkommen stieg um mehr als 20.000 Yuan RMB (2.640 Euro).
Mamat Tursun arbeitete früher als Hirte. Er musste seine Schafe jeden Tag im Morgengrauen zum Weiden auf den Berg treiben und konnte erst nach Sonnenuntergang nach Hause gehen. Aufgrund der für die Tierhaltung bedrohlichen Faktoren wie Angriffe von Wölfen und Viehseuchen war sein Lebensunterhalt sehr unsicher. Als er in den vergangenen zwei Jahren sah, dass Touristen in das Dorf strömten und seine Nachbarn begannen, im Tourismus tätig zu werden und gutes Geld zu verdienen, war Mamat Tursun fasziniert.
Im September 2019 meldete er sich freiwillig für einen Job im Dorf. Da er sich gut darauf versteht, das traditionelle Xinjianger Fladenbrot Nang herzustellen, stimmte sich der Dorfvorsteher aktiv mit ihm ab und richtete neben einem Gasthaus im Dorf ein Nang-Geschäft ein. Seitdem verkaufen Mamat Tursun und seine Frau das Brot an Touristen. In der Touristen-Hochsaison können sie mehr als 500 Nang verkaufen und verdienen damit täglich etwa 1.500 Yuan RMB. Mamat Tursun sagt fröhlich: „Ich habe mein Haus in eine Unterkunft für Touristen umgewandelt und verdiene damit jedes Jahr mehr als 10.000 Yuan RMB. Mit den Einnahmen aus dem Gasthaus und dem Verkauf von Nang verdiene ich viel mehr als mit dem Hüten von Schafen.“
Yang Han, Sekretär des Büros für Kultur und Tourismus des Kreises Wensu, erklärt: „Seit Anfang des laufenden Jahres hat das Dorf 196.500 Touristen empfangen und allein durch den Tourismus mehr als 27,4 Millionen Yuan RMB eingenommen, was recht beachtlich ist. Wir sind bereit, für das Dorf und die benachbarten Orte den nationalen Tourismusrang ‚Stufe 5A‘ zu beantragen. Ich glaube, dass unsere Dorfbewohner mehr vom Tourismus profitieren und sich uns freiwillig anschließen werden.“