Vor dem Fenster nieselt es, während Kanzhao Caijang drinnen gemütlich Milchtee trinkt und mit einem anderen alten Mann Schach spielt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Alter noch in einem neuen Zuhause leben würde“, sagt der 73-Jährige mit einem Lächeln.
Mit dem „neuen Zuhause“ meint er ein Sozialhilfezentrum im Landkreis Xiahe in der autonomen Präfektur Gannan der Tibeter in der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Es liegt am Fuße eines Hügels am Ufer des Daxia-Flusses, wo das Gras üppig und grün ist. Hier lebt Kanzhao Caijang mit 27 weiteren Tibetern, Hui und Han-Chinesen. Sie bilden eine „multiethnische Familie“.
Seit Jahren setzt sich die Regierung von Gannan dafür ein, diversifizierte Dienstleistungen für alte Landwirte und Viehzüchter in dem Gebiet bereitzustellen. Kanzhao Caijang lebte einst im Dorf Hailininba im Landkreis Xiahe. Er war sein ganzes Leben lang ledig und lebte nur mit seinen Kühen und Schafen zusammen. Vor ein paar Jahren verabschiedete er sich von der Weide und zog in das Sozialhilfezentrum des Landkreises ein.
Er wohnt in einem etwa 30 Quadratmeter großen Zimmer mit einer separaten Toilette, einem Sofa, einem Fernseher und einem Wasserkocher. Am Kopfende seines Bettes ist ein Rufknopf installiert. Auf Knopfdruck kommt das Pflegepersonal sofort, um ihm zu helfen.
Die 23-jährige Ramauji kam unmittelbar nach Abschluss ihres Trainings an der Krankenpflegeschule in das Sozialhilfezentrum. Die Senioren hier sind etwa so alt wie ihre Großeltern, sodass sie sich ihnen nahe fühlt. „Ich behandle sie mit der gleichen Liebe und Geduld wie meine Großeltern und verstehe mich gut mit ihnen“, sagt die junge Pflegerin.
Jeden Morgen macht Duan Zhoushan, ein 58-jähriger Han-Chinese, mit Hilfe von Ramauji und anderen Krankenhelfern Rehabilitationsübungen. Vor mehr als 20 Jahren wurde er durch einen Autounfall behindert. Er sagt: „Vorher musste ich zur Rehabilitation immer ins Krankenhaus gehen. Es fiel mir aber äußerst schwer, mich dorthin zu bewegen. Jetzt kann ich meine Rehabilitation im Sozialhilfezentrum durchführen. Hier gibt es die gesamte Ausrüstung und professionelle Pflegekräfte.“ Duan zufolge ist das Leben im Sozialhilfezentrum zufriedenstellend. Er unterhalte sich oft mit anderen Senioren und lebe hier ein sehr angenehmes Leben.
Ga Buzang ist der Direktor des Sozialhilfezentrums. Er sagt, die Menschen in dem Heim gehörten drei verschiedenen ethnischen Gruppen an und lebten seit vielen Jahren auf dem Hochplateau, weshalb das Zentrum ein nahrhaftes und ausgewogenes Menü für ihre Essgewohnheiten entwickelt und auch eine moslemische Kantine eröffnet habe.
In den vergangenen Jahren hat Gannan insgesamt 250 Millionen RMB in den Bau und die Renovierung von Altenpflegeeinrichtungen investiert. Mittlerweile wurden insgesamt 59 öffentliche Altenpflegeeinrichtungen und 320 Altenheime auf der Basis der Genossenschaften von Bauern- und Hirtendörfern errichtet. Ziel ist es, alleinstehende und verwitwete Senioren zu unterstützen. Um ihr geistiges Leben zu bereichern, sind die Altenpflegeheime in der Regel mit Einrichtungen wie Schach- und Kartenräumen, Lesesälen und Turnhallen ausgestattet. Überdies werden jedes Jahr verschiedene kulturelle Aktivitäten wie Kalligraphie-Wettbewerbe veranstaltet.