Ge Yuxiu und sein Bestreben, die endemischen Arten Chinas zu schützen

2021-09-14 08:00:00

„Wer aufhört zu kämpfen, hört auf zu leben.“ Das ist das Motto, nach dem Ge Yuxiu lebt. „Ich bin noch nicht zu alt, um mich zu bewegen. Ich kann immer noch etwas tun“, sagt der 68-Jährige und lächelt.

Ge stammt aus der Provinz Shandong und lebt seit 51 Jahren in der Provinz Qinghai. Er ging 1970 nach Qinghai, um in der Volksbefreiungsarmee zu dienen. 1995 begann er im Finanzsektor zu arbeiten. Ein Besuch der Vogelinsel im Qinghai-See, dem größtem Salzwasser-Binnensee Chinas, hat ihn dazu inspiriert, wilde Tiere zu fotografieren. Auf der Insel, die weniger als 0,5 Quadratkilometer groß ist, leben über 100.000 Zugvögel. „Ich wurde süchtig nach dem Reich der Vögel“, sagt Ge, der die Insel eigenen Aussagen zufolge inzwischen über 200 Mal besucht hat, um Fotos zu machen.

Er hätte aber nie gedacht, dass seine Faszination für die Insel sein Schicksal mit der Przewalski-Gazelle verbinden würde, einer relativ kleinen, schlanken Antilope, die in China endemisch ist. Ge Yuxiu war Ende 1997 auf dem Weg zu der Insel, um Schwäne zu fotografieren, als er sieben gelblich-braune Tiere sah, die in einer Reihe über das Grasland liefen. Als er hörte, wie einer seiner Begleiter „Przewalski-Gazelle“ rief, zückte er seine Kamera und fotografierte sie. Später erfuhr er von Tierschutzexperten, dass er das weltweit erste Bild der scheuen Antilope aufgenommen hatte. „Ich war so aufgeregt, als ich das hörte“, sagt Ge.

Seine Aufregung wich jedoch bald der Besorgnis, als er erfuhr, dass die Art vom Aussterben bedroht ist. Da sie nur in der Umgebung des Qinghai-Sees vorkommt, gab es zu diesem Zeitpunkt nur noch 300 Tiere in freier Wildbahn. Dieser Vorfall wurde zu einem Wendepunkt in Ges Fotografenkarriere. Er beschloss, sich für die Rettung der Antilope und anderer gefährdeter Tiere einzusetzen. Er verbrachte oft Zeit in der Wildnis, um die Gazelle zu beobachten und besuchte gelegentlich lokale Hirten, um zu erfahren, was sie über das Tier wussten. Ge Yuxiu hat auch regelmäßig Experten für den Schutz von Wildtieren in Qinghai und in weit entfernten Gebieten besucht. Während seiner Dienstreisen nach Beijing hat er zum Beispiel mehr als ein Dutzend Mal Experten der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Chinesischen Akademie für Forstwirtschaft besucht.

Mit seinen Fotos setzt sich Ge aktiv für den Schutz der Przewalski-Gazelle ein. Nach langjähriger Beobachtung erkannte er, dass die Kettenglieder, mit denen die Hirten die Weideflächen abzäunten, eine große Gefahr darstellten. Die Zäune behinderten nicht nur die Bewegungen der Gazellen, sondern machten sie auch zur leichten Beute für Raubtiere wie Wölfe und Füchse. In der Hoffnung, das Problem zu lösen, startete er eine Kampagne an Universitäten sowie Grund- und Sekundarschulen in Qinghai. Es gelang ihm, Unterschriften von etwa 2.600 Lehrern und Schülern zu sammeln, indem er ihnen Fotos von den Gazellen zeigte, die den Zäunen zum Opfer gefallen waren. Seine Beharrlichkeit führte dazu, dass acht seiner Vorschläge die Behörden der Provinz Qinghai erreichten.

Auf seinen Vorschlag hin wählten die Behörden die Przewalski-Gazelle zum Beispiel als Maskottchen für das internationale Radrennen, das 2006 rund um den Qinghai-See stattfand. Im Dezember 2007 wurde sogar ein Reservat speziell für den Schutz der Tierart eingerichtet und im September 2009 eine eigene Schutzstation. Dank der gemeinsamen Bemühungen ist die Population der Przewalski-Gazelle inzwischen auf etwa 2.700 Tiere angewachsen.

Seit 2019 setzt sich Ge Yuxiu dafür ein, dass der Schwarzhalskranich zum Nationalvogel Chinas erklärt wird, da das Land seine Bemühungen zum Schutz endemischer Arten verstärkt. Da viele Chinesen weder die Przewalski-Gazelle noch den Kranich oder den tibetischen Wildesel kennen, ist Ge der Meinung, dass mehr Verständnis erforderlich ist. Er hat sich dazu verpflichtet, etwas zu unternehmen, um das Problem anzugehen. „Wenn die Menschen nicht einmal von ihnen wissen, ist es schwer, sie zu schützen“, so der 68-Jährige.

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