Die sechs neu entdeckten Opfergruben in den Sanxingdui-Ruinen, die ein neues Licht auf die antike chinesische Zivilisation werfen, sind bereits zu mehr als der Hälfte ausgegraben. Grube 8 ist dabei vermutlich reicher an vergrabenen Artefakten als die berühmte Grube 3. Bis Sonntag wurden 4.288 Kulturgegenstände aus Grube 8 geborgen, 3.508 Bronze-, 345 Gold-, 253 Jade-, 117 Stein-, 24 Knochen- und Horn-, 21 Keramik- und 20 sonstige Artefakte. Die Daten sind so klar und aktuell, weil jedes einzelne Artefakt aus den Sanxingdui-Ruinen auf präzise Weise registriert wird, bevor es ausgegraben wird.
Die 24-jährige Peng Siyu ist das jüngste Mitglied des Archäologen-Teams und Doktorandin der Archäologie an der Peking-Universität. Seit März nimmt sie an den archäologischen Ausgrabungen in Sanxingdui teil. Peng sagt, Grube 8 sei die größte der Sanxingdui-Opfergruben und die Archäologen hätten sie in 63 kleine Quadrate von je 60 Zentimeter Länge unterteilt. Der erste Schritt bestand demnach darin, sie zu nummerieren. Peng musste der Reihenfolge nach zuerst mit einem Tablet ein Foto der aufgedeckten Artefakte in jedem der kleinen Quadrate machte. Anschließend musste sie das Foto mit der Seriennummer jedes Artefakts beschriften. Gleichzeitig musste sie ihren Kollegen mitteilen, um welches Artefakt es sich handelte, wie die Nummer lautete und welchen Status das Artefakt hatte. Gemeinsam mit dem Kollegen erstellte sie dann ein Verzeichnis zu jedem Artefakt. Ein weiteres Mitglied des archäologischen Teams war außerdem für die Erfassung der dreidimensionalen Koordinaten jedes Artefakts verantwortlich.
Warum machen sich Peng Siyu und ihre Kollegen die Mühe, jedes Artefakt mit Informationen zu beschriften, einschließlich seiner genauen Position in der Opfergrube? Die grundlegenden Informationen über den ursprünglichen Zustand der Kulturgegenstände erleichtern den Experten nicht nur ihre künftige Restaurierung und ordnungsgemäße Verwaltung. Die Daten beinhalten überdies auch historische Informationen, die für das normale Auge völlig unsichtbar sind.
Im Vergleich zu den ersten groß angelegten archäologischen Ausgrabungen in Sanxingdui im Jahr 1986 enthielten die sechs neu entdeckten Opfergruben auch vergrabene Artefakte, die verbrannt und zerstört worden waren und sich zumeist in einem schlechten Zustand befanden. Den Archäologen zufolge ist es unwahrscheinlich, dass die Gruben nach der Ausgrabung jemals wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden können. Nur durch die akribische Nummerierung und Sammlung von Informationen zu jedem einzelnen Artefakt während der Ausgrabung kann daher die „ursprüngliche Stätte“ erhalten werden, die direkt über Erfolg oder Misserfolg und die Tiefe der zukünftigen Erforschung der Sanxingdui-Zivilisation entscheidet.
Der Archäologe Zhao Hao, der an der Ausgrabung des rituellen Bereichs der Sanxingdui-Ruinen beteiligt ist, sagt: „Bei früheren Ausgrabungen konnten wir den Forschern lediglich einen einfachen zweidimensionalen Grundriss zur Verfügung stellen. Jetzt sind wir jedoch in der Lage, die gesamte Opfergrube zu scannen und dadurch ein hochpräzises dreidimensionales Modell zu erstellen. Darüber hinaus erfassen wir nicht nur die Artefakte selbst, sondern sammeln auch Informationen über die Stätte, die zu den wichtigsten Daten gehören, die wir für die archäologische Forschung benötigen.“