Chinas Tiefseeforschung startet durch

2021-08-18 08:00:00

Am 25. Juni hat die Shenhai Yihao, die weltweit erste 100.000 Tonnen schwere, halbtauchfähige Ölförder- und Lagerplattform, mit Bohrungen in einem Offshore-Gasfeld 150 Kilometer südlich der Insel Hainan im Südchinesischen Meer begonnen.

Die von China selbst entwickelte Plattform soll die Gasreserven 1.500 Meter unter der Meeresoberfläche erschließen. Nach Angaben der China National Offshore Oil Corporation kann eine einzige derartige Bohrinsel etwa drei Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr fördern, was etwa 1,6 Prozent der gesamten Gasproduktion Chinas im vergangenen Jahr entspricht.

Wang Pinxian, ein prominenter Meeresgeologe und Mitglied der Chinesischen Akademie der Naturwissenschaften (CAS), sagte, dass die Erforschung der Tiefsee Daten zu Themen wie Klimawandel und Wettervorhersage liefern und Ressourcen wie fossile Brennstoffe und Mineralien freilegen könne.

Etwa drei Fünftel der Erde sind von Wasser mit einer durchschnittlichen Tiefe von über 2.000 Metern bedeckt, sagte er in einem Artikel der Tageszeitung Renmin Ribao.

„Die Tiefsee ist auch die Heimat von Treibhausgasen und ein wichtiger Faktor für den langfristigen Klimawandel. Wenn wir mehr über die Erde wissen wollen, müssen wir den Ozean erforschen“, sagte Wang.

Was die Wirtschaft betrifft, so lägen fast 70 Prozent der neu entdeckten Öl- und Gasreserven mehr als einen Kilometer unter Wasser. Wang sagte, dass die Tiefseeexploration in der Regel drei Aktivitäten umfasse: nämlich Tauchen, Bohren und Aufbau von Netzen.

Das Tauchen erfolge mit bemannten und automatisierten Tauchbooten, die den Meeresboden erreichen könnten. Für die Bohrungen würden Geräte benötigt, die in das Meeresbecken eindringen könnten. Was die Netze betreffe, so würden Unterwasserinstallationen, Kabel und Detektoren zur kontinuierlichen Überwachung des Meeresbodens verlegt.

Chinas rasanter Aufstieg in der Tiefseeforschung in den vergangenen Jahren sei darauf zurückzuführen, dass das Land in allen drei Bereichen große Durchbrüche erzielt habe, so Wang.

Obwohl China ein Nachzügler auf diesem Gebiet ist, hat es bereits im Jahr 1999 erfolgreich Sedimentkerne in einer Tiefe von 5.500 Meter aus dem Südchinesischen Meer entnommen. Angaben des Nationalen Instituts für Studien über das Südchinesische Meer zufolge handelte es sich dabei um die ersten Proben dieser Art in der Region.

Die Proben lieferten wichtige Erkenntnisse über das Klima und die geologische Entstehung der Region vor über 30 Millionen Jahren. Nunmehr ist China ein aktives Mitglied des International Ocean Discovery Program, der größten internationalen Initiative für wissenschaftliche Meeresbohrungen mit über 20 Mitgliedsländern.

Im Juni meldete das CAS-Institut für Ozeanologie, dass man inzwischen bereits eine Unterwasser-Versuchsplattform auf dem Meeresboden erfolgreich installiert habe, die zur Lagerung und Untersuchung unbekannter Lebewesen der Tiefsee geeignet sei.

Wang Minxiao, Forscher am Ozeanologie-Institut, sagte, wenn derartige Lebewesen an die Oberfläche gebracht würden, könnten die plötzlichen Veränderungen von Druck, Temperatur und chemischer Umgebung oft dazu führen, dass ihre physiologischen Eigenschaften verändert würden. Ein Labor auf dem Meeresboden ermögliche daher eine genauere Untersuchung von Tiefseelebewesen unter extremen Bedingungen, so der Forscher.

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