Die 43-jährige Chen Hui stammt aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Vor 16 Jahren heiratete sie in die Nachbarprovinz Zhejiang und lebt seitdem in der kleinen Stadt Yuyao als selbstständige Verkäuferin: Jeden Morgen verkauft sie kleine Alltagswaren mit einem Dreirad auf dem Markt und nachmittags setzt sie an ihren Computer, um ihre eigenen Bücher zu schreiben. Mit 40 Jahren ließ sich Chen scheiden und lebt seitdem mit ihrem Sohn zusammen.
Vor kurzer Zeit hat Chen ihr zweites Buch veröffentlicht – „Töchter und Söhne auf dieser Welt“. Das Buch wurde von der Werbeabteilung der Provinzregierung empfohlen, worüber in Chinas sozialen Netzwerken viel diskutiert wird. Chen hat viele Menschen durch ihre Entschlossenheit, niemals in der Not den einfachen Weg zu gehen und das Leben in vollen Zügen zu genießen, inspiriert.
Beide Bücher von Chen, die keine Hochschulausbildung hat, handeln von gewöhnlichen Menschen. Dazu gehören beispielsweise Verkäufer auf dem Markt wie sie selbst, die für ihre Existenz kämpfen. Sie schrieb auch über eine junge Frau, die ihren Mr. Right nicht bekommen konnte, weil dieser ihrem Vater nicht gefiel.
„Ich habe mir das jüngste Buch von Chen im Radio angehört und war erfreut zu erfahren, dass wir eine Schriftstellerin haben, die Kleinigkeiten in der Stadt verkauft. Für mich ist sie eher eine Verkäuferin als eine Schriftstellerin, denn ich sehe sie jeden Tag auf den Markt kommen, um ihr täglich Brot zu verdienen“, sagt die Anwohnerin Chen Yiming.
Während die ganze Stadt ihr begeistert applaudiert, bleibt Chen bescheiden und sagt, sie sei nur eine Verkäuferin und das Schreiben sei für sie nur ein Teilzeitjob. „Die Leute kaufen bei mir, weil ich eine Verkäuferin bin, nicht weil ich Bücher schreibe“, sagt sie.
Die Nachbarschaft respektiert und bewundert Chen Hui, nicht nur wegen ihrer Bücher, sondern auch wegen ihrer Stärke, im harten Leben zu bestehen. Mit drei Jahren wurde Chen in Obhut eines Verwandten gegeben und kehrte erst nach zehn Jahren zu ihren Eltern zurück. In der Pubertät wurde bei ihr eine chronische Krankheit diagnostiziert, wegen der sie lebenslang Medikamente einnehmen muss. Mit 40 Jahren ließ sie scheiden und lebt seitdem mit ihrem Sohn zusammen.
Sie hat ihr bisheriges Leben in diesen einen Satz zusammengefasst: „Ein hartes Leben, in dem die Einsamkeit wie ein Schatten hinterherläuft.“ Schreiben hat ihrem Leben Hoffnung und Glanz verliehen, so wie sie im Vorwort des neuen Buchs schreibt: „Das Schreiben ist wie ein Aromastoff in meinem Leben, das die Einsamkeit und das Alleinsein in einem fremden Land auf eine relativ würdige Art und Weise vertreibt; mit den Worten protokolliere ich die zärtlichen und bewegenden Momente im Leben, um deren Fehlen in der früheren Zeit auszugleichen und Wärme für den unbekannten Weg vor mir zu speichern.“