Der an Bord des chinesischen Raumschiffs Chang‘e 5 von seiner Mondmission zurückgekehrte so genannte „Weltraum-Reis “ wurde unlängst in einem Versuchsreisfeld in der südchinesischen Provinz Guangdong geerntet.
Vor acht Monaten waren die 40 Gramm „Weltraumreis-Setzlinge“ noch an Bord des Raumschiffs Chang’e 5 gewesen, das im November 2020 auf seiner 23-tägigen Mondmission mehr als 760.000 Kilometer zurückgelegt hatte. Am 17. Dezember war das Raumschiff mit einer sicheren Landung in der Inneren Mongolei zur Erde zurückgekehrt. Nach der Landung wurden die Reissetzlinge in einem speziell eingerichteten Gewächshaus des National Plant Space Breeding Engineering Technology Research Center, das an der Südchinesischen Universität für Agrarwissenschaft angesiedelt wurde, gebracht. Nach wochenlanger sorgfältiger Pflege wurden die Setzlinge anschließend zur Versuchsfeldbasis der Universität in Zengcheng in der südchinesischen Provinz Guangdong gebracht und dort eingepflanzt.
Auf dem Versuchsfeld zogen die Forscher zunächst acht zweireihige rote Seile durch das Gelände und pflanzten anschließend diese speziellen Setzlinge geordnet am Rande des Feldes ein. Nachdem etliche obere Blätter entfernt worden waren, steckten die Forscher die Setzlinge entlang der roten Seile einen nach dem anderen ins Versuchsfeld.
Im Vergleich zu normalen Reissetzlingen musste die Anpflanzung bei dem „Weltraum-Reis“ Wissenschaftlern zufolge viel sorgfältiger und durchdachter erfolgen.
Nach der erfolgreichen Anpflanzung teilte Dr. Wang Jiafeng, Leiter des Forschungsteams, vor der Presse mit, man solle warten, bis der „Weltraum-Reis“ zu dem am besten geeignete Setzling-Alter mit etwa drei bis vier Blättern heranwachse. Zudem sollte die Bodenhärte des Reisfelds auch moderat sein. Wenn der Boden zu hart sei, könne es leicht zu einer Wurzelverletzung der Setzlinge kommen. Wenn er aber zu weich wäre, könnten die Setzlinge leicht schief oder zu tief in das Reisfeld wachsen. Auch den Abstand zwischen den Setzlingen müsse man vorher genau berechnen, sagte Dr. Wang Jiafeng.
Nach dem Einpflanzen im Versuchsfeld wurden die speziellen Reissetzlinge sorgfältig beschnitten, gedüngt und gespritzt. Nunmehr ist der „Weltraum-Reis“ im Versuchsfeld der Südchinesischen Universität für Agrarwissenschaft zu goldenen, schweren Ähren herangewachsen. Mit der Ernte des reifen Reises wurde die erste Pflanzrunde des „Weltraum-Reis“ erfolgreich abgeschlossen.
Anfang Herbst werden die Samen des „Weltraum-Reis“ im Labor ausgesät und im Anschluss daran auf größere Reisfelder verpflanzt, wo sie sich in den kommenden Jahren auf den Reisfeldern der Provinz Guangdong über Generationen hinweg fortpflanzen werden. Nach einer gewissen Optimierung soll der „Weltraum-Reis“ eine völlig neue Reissorte werden, die eine außergewöhnliche Vergangenheit hatte.
Forscher der Südchinesischen Universität für Agrarwissenschaft gehen davon aus, dass gewöhnliche Reissorten, die an Bord eines Raumschiffs von schweren Ionen im Weltraum bestrahlt wurden, nach sorgfältiger Auswahl und Zucht auf der Erde zu hochwertigen Sorten kultiviert werden könnten. Seit den 1980er Jahren hat China bereits Hunderte Weltraum-Kulturpflanzen gezüchtet.