Rehabilitation autistischer Kinder leidet unter Fachkräftemangel

2021-07-09 08:00:00

Der erste in China diagnostizierte autistische Patient ist heute 52 Jahre alt. Vor kurzem ist seine Mutter im Alter von über 80 Jahren verstorben. Zuvor wurde der Patient immer von seiner Mutter betreut. Nach deren Tod wurde er in ein Pflegeheim eingeliefert. Sind die Pflegeheime aber eine ideale Lösung für Autisten? Können sie dort richtig geholfen und rehabilitiert werden? Viele ältere autistische Patienten sind in gewissem Maße arbeitsfähig. Können Pflegeheime ihnen einen passenden Arbeitsplatz vermitteln?

Jia Meixiang ist Chefärztin im Beijinger Krankenhaus Nr. 6 und Vorsitzende des Vereins für Rehabilitation autistischer Kinder in Beijing. Sie hat vier Jahrzehnte lang autistischen Kindern geholfen. Kürzlich waren die Eltern mehrerer von ihr betreuter autistischer Patienten nacheinander gestorben. Die Hinterbliebenen, die „großen Kinder“, hatten keine andere Wahl, als in Pflegeheime eingeliefert zu werden, da sie unfähig sind, für sich selbst zu sorgen.

Viele ältere autistische Patienten haben in Pflegeheimen nichts anderes zu tun als nur zu essen und zu schlafen. So werden sie schnell dick. Fettleibigkeit und Übergewicht sind daher typisch für autistische Patienten in Pflegeheimen. Jia Meixiang musste dafür sorgen, Physiotherapeuten für sie zu finden. Die Physiotherapeuten sind aber damit überfordert, mehrere autistische Patienten gleichzeitig zu trainieren.

Laut Jia Meixiang hat jede Familie eine Menge Zeit und Geld in die Rehabilitation ihres autistischen Kindes investiert. Leider bleibt das Reha-Training aufgrund von unprofessionellen Lehrkräften und unordentlichen Anstalten erfolglos, sodass die autistischen Patienten auch in Erwachsenenjahren nicht für sich selbst sorgen können und weiterhin von ihren Eltern abhängig bleiben. Nach dem Tod ihrer Eltern muss dann die Gesellschaft für sie sorgen.

Nach der Ansicht von Dr. Jia ist das frühzeitige Training für autistische Kinder ihr ganzes Leben lang von großer Bedeutung. Bei einer professionellen Kinderrehabilitation geht es um eine Kombination von Erziehung und medizinischer Behandlung, die oft auch im Erwachsenenalter weiter erfolgen muss. Autistische Patienten haben in verschiedenen Altersphasen unterschiedliche Bedürfnisse: Für die Rehabilitation von Kindern zwischen null und drei Jahren ist eine volle Teilnahme von Ärzten erforderlich. Autistische Kinder zwischen drei und sechs Jahren benötigen wie ihre normalen Altersgenossen eine Vorschulbildung, Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren eine Schulbildung und Jugendliche eine Berufsbildung. Ziel ist es, die Autisten letztlich in die Gesellschaft zu integrieren.

Trotz des großen Fachkräftemangels gibt es derzeit in China aber nur wenige Hochschulen und Universitäten, die das Fach Kinderrehabilitation anbieten. Ein Großteil der Kinderphysiotherapeuten in China hat die Fächer Hygiene, Krankenpflege oder Kinderpsychologie studiert. Um dieses Problem zu lösen muss zunächst der Mangel an Lehrkräften für Kinderrehabilitation an Hochschulen und Universitäten behoben werden.

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