Eine unzureichende Lade-Infrastruktur hat die Masseneinführung von Elektrofahrzeugen in China bisher behindert. Batterietausch-Angebote könnten nun dazu beitragen, die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in China zu steigern, insbesondere bei den Fahrzeugflotten des öffentlichen Nahverkehrs.
Ohne aus dem Auto auszusteigen, können Fahrgäste per Knopfdruck die Batterie tauschen. Laut der „China Electric Vehicle Charging Infrastructure Promotion Alliance“ gab es in China bis Ende März 613 Batterietauschstationen, was die Erfahrung der Nutzer beim Tausch von Batterien effektiv verbessert habe.
Der diesjährige Arbeitsbericht der Regierung betonte, dass in diesem Jahr mehr Ladesäulen und Batterietauschstationen gebaut werden sollten. Viele Institutionen glauben, dass die Zeit für den Batterietausch gekommen ist.
Im vergangenen August hat China seinen ersten nationalen Sicherheitsstandard für den Batterietausch bei Elektrofahrzeugen verabschiedet. Der Standard besagt, dass mehr Forschung über Batteriewechsel, austauschbare Batteriepacks und Batteriewechselschnittstellen sowie über mögliche Fehlerpunkte betrieben werden muss.
Auch die Anzahl der Batteriewechselstationen ist im Vergleich zu den traditionellen Ladestationen relativ gering. Die mehr als 600 Tauschstationen stünden im Schatten der 63.600 Ladestationen in ganz China Ende 2020, so die „China Electric Vehicle Charging Infrastructure Promotion Alliance“.
Laut Zhang Qinggang, Vizepräsident des Shenzhen Institutes of Advanced Technology, sind die Investitionskosten für eine Batterietauschstation aufgrund der teuren Batteriepakete zwar deutlich höher, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Preis mit sinkenden Batteriepreisen sinken wird.
Viele Autohersteller in China, darunter Nio, BAIC BJEV, eine Tochtergesellschaft des chinesischen BAIC-Konzerns mit Schwerpunkt auf Elektrofahrzeugen, Changan Automobile, Xpeng und Li Auto, glauben, dass der Batterietausch zu einem Trend werde.
Das chinesische Elektroauto-Startup Nio zum Beispiel leistet seit Ende 2015 Pionierarbeit bei der Batterietausch-Technologie. Bis Ende März dieses Jahres wurden in rund 80 Städten in ganz China 197 Nio-Batterietauschstationen errichtet, die es einem Auto ermöglichen, eine vollgeladene Batterie in weniger als drei Minuten auszutauschen. Die Zahl der Stationen soll bis Ende dieses Jahres auf 500 ansteigen, so das Unternehmen.
Das Unternehmen hat außerdem kürzlich eine Vereinbarung mit dem chinesischen Ölgiganten China Petrochemical Corp, besser bekannt als Sinopec, über eine strategische Zusammenarbeit bei Batteriewechselstationen unterzeichnet. Die erste Power Swap Station 2.0 von Nio wurde im April an einer Sinopec-Tankstelle in Beijing offiziell in Betrieb genommen.
Beide Seiten werden verschiedene Maßnahmen in den Bereichen Aufbau von Batterietauschstationen, neue Materialien sowie intelligente Fahrzeuge entwickeln, um gemeinsam die Entwicklung von Fahrzeugen mit neuer Energie voranzutreiben, so der staatliche Ölriese.
China hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung seiner Elektrofahrzeug-Infrastruktur erlebt. Im Jahr 2020 wurden 284.000 öffentliche Ladestationen installiert, davon 112.000 allein im Dezember – das ist mehr als das gesamte öffentliche US-Ladenetz, wie aus den von BloombergNEF veröffentlichten Daten hervorgeht.
Laut Colin McKerracher, BNEFs Leiter für fortschrittlichen Transport, sind Chinas Elektrofahrzeug-Besitzer meist Hochhausbewohner in Städten, die auch strenge Richtlinien und Anreize haben, die darauf abzielen, den Verkauf von neuen Verbrennungsmotoren einzuschränken, um die Umweltverschmutzung zu reduzieren.
Im Jahr 2020 wurden fast 1,37 Millionen Fahrzeuge mit neuer Energie verkauft, und es wird erwartet, dass die Zahl in diesem Jahr 1,8 Millionen erreicht.