Beeinflusst von Wissenschaftlern der älteren Generationen wie Qian Xuesen, dem Begründer der chinesischen Raumfahrt, hegte Lu Bingheng schon als Kind einen Raumfahrttraum. Sein Traumfach war solide Mechanik an der Peking-Universität. Leider ging dann sein Wunsch nicht in Erfüllung und er studierte Maschinenbau an einer anderen Universität.
Nach Abschluss seines Studiums bekam Lu Bingheng einen Arbeitsplatz als Dreher in einer Fabrik zugeteilt. Dort arbeitete er fünf Jahre lang.
„Ich habe lebenslang von meinen Erlebnissen in der Fabrik profitiert“, sagte Lu Bingheng.
In den Anfangsjahren der Reform und Öffnung war Lu Bingheng schon Vater von zwei Kindern. Trotz großen Lebensdrucks legte er die Magisteraufnahmeprüfung der Jiaotong-Universität Xi‘an ab und studierte bei Professor Gu Chongxian bis zum Doktorat.
„Zum Glück habe ich Maschinenbau studiert, wenn ich heute zurückdenke“, sagte Lu Bingheng.
Dank seinen Erfahrungen in der Fabrik verfügt er heute über das notwendige handwerkliche Geschick: Beispielsweise mussten für seine Magisterarbeit mehr als 200 Teile angefertigt werden. Da er von einer Fabrik einen Monat lang keine Antwort bekommen hatte, entschloss er sich, diese Aufgabe selbst zu erledigen. In nur zwei Nachtschichten schaffte er es, die benötigten Teile selbst anzufertigen.
Nach Abschluss seines Doktorstudiums ging Lu Bingheng als Gastwissenschaftler zum Austausch und zur Fortbildung ins Ausland. Eine besondere Maschine erregte seine Aufmerksamkeit, als er ein Automobilunternehmen besichtigte:
„Es war ein 3D-Drucker, gibt man das CAD-Modell (Computer Aided Design) ein, so wird der Prototyp erstellt. Sowas kannte ich zuvor in China nicht und war deshalb sehr neugierig“, sagte Lu.
Lu Bingheng beschloss daraufhin, seine Forschungsrichtung auf dieses aufstrebende Gebiet zu verlagern. Er sah darin eine ideale Gelegenheit, Chinas Fertigungsindustrie zu entwickeln.
Lu wollte diese Anlage importieren, als er zurück nach China war. Leider war das Gerät zu teuer. Allein ein Laser kostet Hunderttausende Dollar. Wegen des Kapitalmangels sah er sich gezwungen, die Idee des Kaufens aufzugeben. Lu beschloss, selbständig diese Technologie von Grund auf zu entwickeln.
Anfangs hatte er keine Ahnung vom Funktionsprinzip des 3D-Druckens. So erforschte er es Schritt für Schritt durch eigene Praxis. Weil ihm die Teile und Rohstoffe zu teuer waren, fertigte er sie in Zusammenarbeit mit anderen Kollegen günstiger selbst an. Dank gemeinsamen Bemühungen von ihm und anderen Teammitgliedern wurde der Prototyp schließlich entwickelt, für den er finanzielle Unterstützung vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie erhalten hat. Dank Lu Bingheng begann damals die Erforschung der additiven Fertigungstechnologie in China und konnte sich schnell weiterentwickeln.
„Meine beiden Träume sind nun in Erfüllung gegangen. Mit der Technologie des 3D-Druckens trage ich zur chinesischen Luft-und Raumfahrt bei und ich wurde von der Peking-Universität als nebenberuflicher Professor eingestellt“, sagt Lu Bingheng voller Stolz.