Ende 2020 wurde Zhang Baojin im Alter von 78 Jahren einstimmig zum Parteichef des Dorfes Yuanbao in Shangzhi in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang gewählt. Vor der Wahl schlug Zhang vor, die Position aufgrund seines Alters und seiner sich verschlechternden Gesundheit jüngeren Kandidaten zu überlassen. Nach Meinung der Dorfbewohner konnte jedoch niemand Zhang ersetzen, der 1980 zum ersten Mal Dorfparteichef geworden war.
Damals betrug das jährliche Pro-Kopf-Einkommen nur 42 Yuan, aber das Dorf hatte Schulden in Höhe von 270.000 Yuan. „Wir müssen die Chancen nutzen, die mit der Reform und Öffnung kommen, um unsere eigenen Unternehmen zu gründen“, sagte Zhang damals zu allen Dorfvertretern. „Das ist der einzige Weg, um das Dorf reich zu machen.“
Im Jahr 1983 eröffnete das Dorf eine Fabrik zur Herstellung von Holzprodukten, darunter Bleistifte und Essstäbchen. Die Fabrik wurde durch die Holzreserven der Region gut versorgt und es wurden Qualitätsprodukte zu erschwinglichen Preisen hergestellt. In nur fünf Jahren hatte das Dorf alle seine Schulden abbezahlt und einen Überschuss von 60.000 Yuan angehäuft. Bis zum Jahr 2000 boomte die Bleistiftindustrie des Dorfes. Die jährliche Bleistiftproduktion erreichte 2,3 Milliarden Stück, was 20 Prozent der nationalen Gesamtproduktion entsprach, und die Produkte wurden in mehr als 20 Länder exportiert, darunter Russland, Japan und Deutschland. Die Bleistiftindustrie wurde zu einer tragenden Säule der Wirtschaft von Yuanbao, das sich selbst als Chinas Heimat der Bleistifte bezeichnet.
Als das Dorf reicher wurde, begann Zhang, der Bildung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Seit 1995 werden die Kosten für die neunjährige Schulpflicht in Yuanbao von den Unternehmen des Dorfes übernommen.
Mit der Zeit erkannte Zhang, dass die Bleistiftindustrie nicht mehr mit der allgemeinen Entwicklungsrichtung des Landes übereinstimmte. Seit 2012 hat das Dorf seinen Agrarsektor aufgewertet und einen Reisanbau-Park errichtet, in dem hochwertige Reissorten angebaut werden. Bis 2020 wurden mehr als 400 Hektar – die Hälfte der gesamten Ackerfläche des Dorfes – mit neuen Sorten bepflanzt. Landwirt Xun Jinde sagte: „Schon vor der Reisernte habe ich Aufträge erhalten. Ich pflanzte neun Hektar Reis und hatte ein Einkommen von 300.000 Yuan.“ Das sind rund 38.640 Euro.
Im Jahr 2010 hat Yuanbao ein 50.000 Quadratmeter großes Wohnbauprojekt fertiggestellt, und alle Dorfbewohner sind in ihre neuen Häuser eingezogen. Das Dorf investierte außerdem 500.000 Yuan in die Verbesserung von Straßen, Heizungssystemen, Wasserversorgung, Entwässerung, Begrünungsarbeiten und in Nebeneinrichtungen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Der 65-jährige Gu Diansheng und seine Frau leben in einer 100-Quadratmeter-Wohnung und haben ein komfortables Leben, während sie in den Ruhestand gehen.
„In unserem Haus gibt es alle Arten von Haushaltsgeräten“, sagt Gu. „Nach dem Abendessen nehmen wir normalerweise an verschiedenen kulturellen Aktivitäten teil, wie zum Beispiel dem Yangko-Tanz. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Leben in unserem Dorf und dem in modernen Städten.“
In den vergangenen Jahren hat Yuanbao begonnen, seine Tourismusindustrie zu entwickeln. Es investierte zehn Millionen Yuan in den Bau eines Kulturparks zur Erinnerung an die historischen Landreformen, der jährlich etwa 60.000 Touristen anzieht.
Das Dorf hat nur 1.870 Einwohner, und im letzten Jahr erreichte das Gesamtvermögen 735 Millionen Yuan. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen betrug 33.300 Yuan, so Zhang. „In der Zukunft werden wir eine Kläranlage bauen und Mülltrennung einführen“, sagte Zhang. „Wir werden ein schönes Dorf mit hohen Standards bauen.“