Leben und Traum eines uigurischen Kletterführers

2021-06-08 08:00:00

Bekmirza Tuldali, 24, ist auf dem Pamir-Plateau in nordwestchinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang geboren und aufgewachsen. Wie sein Vater kennt Bekmirza die Berge rund um sein Dorf, darunter auch den „Vater der Eisberge“, das Gebirge Muztag Ata, wie seine Westentasche.

Sein Vater und Onkel waren Hirten und hatten die Berge in verschiedenen Höhenlagen durchstreift. Seit seinem 18. Lebensjahr ist Bekmirza in jeder Klettersaison äußerst aktiv. Aber, wenn er den Gipfel des Muztag Ata bestieg, war Bekmirza nicht mehr von Rindern und Schafen umgeben. Stattdessen sind nun verschiedene Kletterteams aus dem In- und Ausland unterwegs in seiner Begleitung. Bekmirza ist heute beruflich ein Kletterführer für touristische Bergsteigertouren.

Als Kletterführer besteht Bekmirzas Hauptaufgabe vor allem darin, Klettermaterial und -ausrüstung auf seinem Rücken zu tragen und den Kletterteams seinen Service zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile haben sich zahlreiche junge Menschen aus der Region für diesen zunehmend in Mode kommenden Beruf entschieden. Bekmirzas Familie lebt in dem Dorf Subash, das in der Nähe des 7.500 Meter hohen Gebirgen Muztag Ata liegt. Das Basislager für die Kletterer befindet sich auf der anderen Seite des Bergrückens gegenüber seinem Zuhause.

Seit Jahren ist auf dem Pamir-Plateau touristische Bergsteigung eine Mode. Bei der Besteigung des Gipfels Muztag Ata werden die Kletterführer aus dem Dorf Subash aufgrund ihrer starken Körperkraft, ihrer Erfahrung und ihrer natürlichen Anpassungsfähigkeit an die schlechten Bedingungen und Gefahren des Hochlands allmählich zur ersten Wahl verschiedener touristischer Kletterteams. Diese als Hirten geborenen Reiseführer sind so gefragt, dass sie am Ende einer Klettersaison zwischen 20.000 und 50.000 Yuan verdienen können.

Die Bäche, die vom Gipfel des Muztag Ata und den umliegenden Bergen stammen, nähren die Weiden am Rande des Dorfes Subash. Der Umgang mit den Bergen zählt längst zur Alltäglichkeit der Hirten des Dorfes. Niemals haben sie an ihrem Urteilsvermögen und Instinkt gezweifelt. Bekmirza genießt das Vergnügen und Erfolgserlebnis, das ihm jedes Mal die Besteigung des Gipfels Muztag Ata einbringt. „Die Besteigung des Gebirges Muztag Ata ist für mich wie ein Symbol für Mut und Heranwachsen.“ Bekmirza hat sein eigenes Verständnis vom Bergsteigen: „Bergsteigen ist etwas, das 'echte Männer' können.“

Dank jahrelanger Erfahrung und professionellem Sicherheitstraining sind Bekmirza und seine Kletterteams in der Lage, gelassen auf extreme Wetterumschwünge zu reagieren. „Leben zuerst, gegenseitige Hilfe und rechtzeitige Unterstützung“ sind ihre Grundsätze im Umgang mit Notfällen.

Die Bergstraße vom Basislager des Gebirges Muztag Ata bis auf eine Höhe von etwa 6.000 Metern ist Bekmirza mehr als vertraut. Mehr und mehr betrachtet er seinen Job als sein Lebenswerk. Unzählige Male hat er schwere Lasten auf seinem Rücken zum Hauptgipfel getragen. Während er touristischen Kletterteams hilft, den Gipfel zu erreichen, hat dieser Job auch das Leben seiner Familie beträchtlich verbessert. Bekmirza kaufte einen Pickup und ein Wohnhaus in der mehr als 100 km entfernten Kreisstadt.

Nunmehr streben auch weitere junge Männer vom Subash danach, den Spuren ihrer Vorgänger aus dem Dorf zu folgen, die es an die Spitze des Muztag Ata geschafft haben. Für Bekmirza ist es jedoch noch ein weiter Weg bis zur Eroberung noch höherer Gipfel. Wenn es um seine Zukunftspläne geht, platzt er immer heraus: „Ich werde es weitermachen!“

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