Eine Herde wild lebender asiatischer Elefanten, die ursprünglich im Naturpark Xishuangbanna in der südwestchinesischen Provinz Yunnan beheimatet war, hat unlängst begonnen, zielstrebig nach Norden zu wandern. In der Nacht zum 29. Mai setzte die Herde ihre Wanderung nach Norden fort und betrat das Gebiet des Bezirks Hongta in der Stadt Yuxi. Die fünfzehn wilden Elefanten sind nun weniger als 100 Kilometer von der Provinzhauptstadt Kunming entfernt.
Die seltene Wanderung asiatischer Elefanten nach Norden wird in der chinesischen Öffentlichkeit mit großem Interesse verfolgt. Bislang gab es während der Elefantenwanderung noch keine gefährlichen Zwischenfälle: Umweltschutzbehörden und lokale Regierungen beobachten das Ereignis genau. Sie haben gezielte Maßnahmen ergriffen, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit zu verhindern und die Sicherheit der Anwohner und der wilden Elefanten zu gewährleisten.
Nach Angaben des Forstwirtschaftsamts der Provinz Yunnan begann am 16. April eine Herde von siebzehn asiatischen Elefanten, die ursprünglich im Nationalen Naturreservat Xishuangbanna lebten, vom Landkreis Mojiang in den Landkreis Yuanjiang zu wandern. Eine Woche später kehrten zwei der Elefanten in den Landkreis Mojiang zurück, während die restlichen fünfzehn weiter nach Norden wanderten. Am Abend des 29. April bestätigten Beobachter, dass die Herde bereits den Bezirk Hongta in der Stadt Yuxi betreten hatte.
Angaben eines eigens gebildeten Überwachungsteams zufolge besteht die wilde Elefantenherde aus sechs erwachsenen Weibchen, drei Männchen, drei subadulten („jugendlichen“) Tieren und drei Jungtieren. Die Herde wanderte fast 500 Kilometer von ihrem Lebensraum in Xishuangbanna nach Norden, fast durch die halbe Provinz Yunnan.
„Die Migration der asiatischen Elefanten ist ein häufiges Phänomen. Aber in der Vergangenheit war es eher eine Rundwanderung zwischen einigen wenigen Lebensräumen in einem bestimmten Gebiet. Diesmal ist es aber der ganz seltene Fall, dass sie eher zielstrebig nach Norden wandern“, sagte Chen Mingyong, Professor an der Fakultät für Ökologie und Umwelt der Universität Yunnan, der die asiatischen Elefanten seit langem beobachtet. Professor Chen bezeichnet es als historisch beispiellos, dass asiatische Elefanten über eine so lange Strecke nach Norden gewandert seien.
„Wir können zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersagen, wo diese wilde Elefantenherde ihre Wanderung beenden wird. Es bedarf weiterer Überwachung und Bewertung, um festzustellen, wo das Klima, die Nahrung und das Wasser ihre Reise unterstützen können.“ Professor Chen Mingyong sagte jedoch, dass die Wanderung der wilden Elefanten nach Norden hoch wahrscheinlich eine „ziellose“ Reise sein könnte.
In den vergangenen mehr als 40 Tagen hat die Elefantenherde 412 Zwischenfälle in den Landkreisen Yuanjiang und Shiping verursacht und dabei 842 mu (56 Hektar) an Feldfrüchten geschädigt, mit einer vorläufigen Schätzung der direkten wirtschaftlichen Verluste von fast 6,8 Millionen Yuan RMB. Das normale Leben der Menschen vor Ort wurde in gewissem Maße beeinträchtigt. Die wirtschaftlichen Verluste, die durch die Herde im Landkreis Eshan verursacht wurden, werden noch gezählt.
„Bisherige Überwachungen zeigen, dass die Elefantenherde grundsätzlich in nordöstlicher Richtung unterwegs war. Bis heute fehlt den Wissenschaftlern nach wie vor das Wissen über den ‚Navigations- und Positionierungs-Mechanismus‘ der Elefanten, so dass der Grund, warum sie den ganzen Weg nach Norden wanderten, noch nicht vollständig erforscht werden konnte“, sagte Professor Chen Mingyong. So geht er davon aus, dass es aber möglich sei, dass der Herdenführer unerfahren sei und sich verlaufen habe. „Vielleicht hat sich der Herdenführer geirrt und dachte trotzdem, dass seine ‚Truppe‘ stets in die richtige Richtung wandern würde.“