(Foto: VCG)
Die Hauptstraße in Lingtou, einem kleinen Dorf in der nordchinesischen Provinz Shanxi, trägt den Namen „Weishang“, was so viel wie „kleine Online-Shops“ bedeutet. Viele Einheimische sind im E-Commerce tätig, so auch die Dorfbewohnerin Zhang Xiaoying.
Die 53-Jährige verkauft Hirse, Bohnen, Eier, Honig und andere landwirtschaftliche Produkte sowohl online als auch offline. Dank der bequemen Logistikdienstleistungen vor ihrer Haustür nahm sie im Jahr 2020 mehr als 100.000 Yuan, etwa 12.830 Euro, ein. Im selben Jahr wurde die Landstraße zu ihrem Dorf ausgebaut, so dass große Lkws einfahren konnten. „Ohne die Straße würde mein Geschäft nicht so florieren wie jetzt“, sagt Zhang.
Da China nach der Beseitigung der absoluten Armut die Vitalisierung des ländlichen Raums vorantreibt, haben verbesserte ländliche Straßen den Landwirten geholfen, ihre Waren zu transportieren und Touristen und andere Ressourcen heranzubringen. Dies hat die Entwicklung von Branchen wie E-Commerce, Tourismus und Landwirtschaft mit lokalen Besonderheiten erleichtert.
Die Gesamtlänge von Chinas Landstraßen werde sich bis 2035 bei etwa fünf Millionen Kilometer stabilisieren, und die Qualität der Straßen, die zu Städten und Dörfern führen, werde weiter verbessert werden, sagte Wang Zhiqing, Vizeminister für Verkehr und Transport.
Derzeit haben Chinas Landstraßen eine Gesamtlänge von 4,2 Millionen Kilometer. Das Land strebt nicht einfach nur mehr ländliche Straßen an, sondern will die Integration von Verkehrsbau, Ressourcenentwicklung und industrieller Entwicklung in ländlichen Gebieten fördern, um der ländlichen Vitalisierung besser zu dienen.
Nachdem 2018 ein Abschnitt der „Great Wall No.1 Tour Road“ in Shanxi gebaut wurde, strömten die Touristen nach Zhenbianbu, einem ehemals verarmten Dorf am Fuße der Großen Mauer im Kreis Yanggao. Der ehemalige Wanderarbeiter Zhang Yuewen ist in seine Heimat zurückgekehrt und hat eine kleine Destillerie eröffnet, in der er hausgemachten Getreidelikör an Touristen verkauft. „Trotz der COVID-19-Pandemie habe ich vergangenes Jahr mehr als 70.000 Yuan verdient, das Doppelte meines Einkommens als Wanderarbeiter", sagt der 25-Jährige. Im Jahr 2020 hat sich das Pro-Kopf-Nettoeinkommen der Dorfbewohner in seinem Dorf im Vergleich zu 2014 auf über 7.000 Yuan mehr als verdreifacht.
Von 2016 bis 2020 wird China mehr als 310 Milliarden Yuan (etwa 40 Milliarden Euro) in sein ländliches Straßennetz investieren. Im Kreis Longxi in der nordwestchinesischen Provinz Gansu wurde 2017 eine sieben Kilometer lange Straße gebaut, die das Dorf Liujiazhang mit einer nahegelegenen Gemeinde verbindet und es den Dorfbewohnern ermöglicht, ihre TCM-Kräuter mit viel geringeren Transportkosten zu verkaufen. Dorfbewohner Li Yanjie sagte, dass vor dem Bau der neuen Straße die Fahrzeuge nur ungern kamen, da sie nach Regenfällen oft im Schlamm stecken blieben. „Der TCM-Kräuteranbau ist zu unserer tragenden Industrie geworden, auch wegen der besseren Straßenanbindung.“
Das riesige ländliche Straßennetz hat die ländliche Produktion und den Konsum stark stimuliert und eine große unterstützende Rolle beim Aufbau einer in jeder Hinsicht gemäßigt wohlhabenden Gesellschaft gespielt, sagte Yang Wude, Vizepräsident der Shanxi Agricultural University. „Straßen bleiben eine Priorität für die ländliche Vitalisierung. Ein besser ausgebautes Transportwesen wird die Vitalität der ländlichen Entwicklung und des Marktes weiter anregen“, so Yang.